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Die Bedürfnisse Geflüchteter in der Schule

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Die Studien des „Schul-Barometers“ zeigen dringenden Unterstützungsbedarf für Schulen mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine. Die Herausforderung: Wie sollen sie deutschsprachigem Unterricht folgen, wenn die Gedanken zu Hause sind? Ein Gastkommentar.

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Die Studien des „Schul-Barometers“ zeigen dringenden Unterstützungsbedarf für Schulen mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine. Die Herausforderung: Wie sollen sie deutschsprachigem Unterricht folgen, wenn die Gedanken zu Hause sind? Ein Gastkommentar.

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Die russische Invasion in die Ukraine am 24. Februar 2022 hat weit über die ukrainische Landesgrenze hinweg Folgen. So waren vor fast einem Jahr Schulen in Österreich, und auch in vielen anderen Ländern, die Geflüchtete aufnahmen, herausgefordert, mit dem Thema Krieg und resultierenden Fragen umzugehen. Eine der drängendsten: Kann Putin die ganze Erde zerstören?

Kinder und Jugendliche hatten, so zeigten erste Befunde des „Schul-Barometers“ im Frühjahr 2022, Angst um direkt vom Krieg Betroffene, aber auch vor einem Krieg im eigenen Land. Eltern und Lehrkräfte waren gefordert, auf vielfältige Sorgen und Nöte einzugehen: Was sind die Ursachen, Hintergründe und Folgen des Krieges? Warum will Putin die Ukraine? Wer und was ist Gut und Böse? Wann kommt der Frieden wieder?

Mehrfachbelastung und Ressourcennot

Bald darauf kamen Menschen aus der Ukraine, die in Österreich und vielen anderen Ländern Schutz suchten. Laut österreichischem Integrationsfonds wurden 90.000 ukrainische Geflüchtete erfasst, davon 16.000 Kinder und Jugendliche. Es wird berichtet, dass rund 13.000 davon an das österreichische Schulsystem angebunden sind. Für diese geflüchteten Kinder und Jugendlichen wurden in Österreich zusätzlich Lehrpersonen eingestellt, davon auch einige mit ukrainischen Wurzeln.

Eine Fragebogenstudie des „Schul-Barometers“ hat 2022 die Erfahrungen von 1158 schulischen Mitarbeitenden (1085 Lehrkräften und 73 Schulleitungen) im Umgang mit den Auswirkungen des Kriegs erfasst. Die Ergebnisse dieser und einer weiteren Studie mit ukrainischen Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern, überwiegend Müttern, zeigen: Viele Schulen sind aufgrund der Ausstattungssituation in einer angespannten Lage, zum Beispiel sind räumliche Kapazitätsgrenzen erreicht oder überschritten, oder es fehlen digitale Endgeräte. Nahezu alle Schulen verzeichnen einen Personalmangel.

Mit Aufnahme und Anbindung ukrainischer Schülerinnen und Schüler erfährt die ohnehin angespannte Situation in den Schulen eine merkliche Verschärfung. In der „Schul-Barometer“-Studie zeigen sich die beteiligten Kinder und Eltern als sehr dankbar für vieles, was ihnen in Österreich an Unterstützung widerfährt. Gleichzeitig erfahren ukrainische Kinder und Jugendliche hohe Belastungen. Sie müssen eine Situation bewältigen, geflohen in ein für sie neues Land, mit Sorgen um die Menschen daheim, Gedanken an das Kriegsgeschehen, stark veränderten Sozialbeziehungen, Sprachbarrieren.

Aus der Teilstudie geht zudem hervor, dass es ukrainische Kinder und Jugendliche als belastend erleben, neben Sprachlernkursen, zum einen dem regulären Unterricht an ihrer österreichischen Schule sowie zum anderen dem Online-Unterricht aus der Ukraine zu folgen. Dazu kommen die Hausaufgaben. Gerade ältere Schüler möchten alle Qualifikationen verfolgen, da der Zeitpunkt einer Rückkehr ja noch ungewiss ist. Es ist etwa auch eine Chance für Branchen mit Personalmangel, wenn sich im Übergang von Schule zu Beruf Schüler in Österreich engagieren können.

Die Ungewissheit bedeutet ein Bleiben auf gepackten Koffern: Viele wollen so bald wie möglich zurück, sind mental nur vorübergehend im Aufnahmeland; andere wollen in Österreich ankommen und gleichzeitig die Maturaprüfungen in der Ukraine online ablegen.

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