7129708-1997_20_01.jpg
Digital In Arbeit

Rauhes Klima

Werbung
Werbung
Werbung

Vielleicht war es vorschnell, für Juni einen „Gipfel der Patriarchen" in Wien herbeizuschreiben. Daß die Häupter der griechischen und russischen Orthodoxie sowie der Katholiken miteinander zu reden hätten, bleibt jedoch unbestritten, denn das Klima ist rauh: Nur ein Aspekt ist, daß Konstantinopel und Moskau um die Jurisdiktion in den orthodoxen Kirchen der ehemaligen Sowjetunion streiten. Ein anderer spielt zwischen Rom und dem Osten und gipfelt im Verdacht, der Westen wolle die Ostkirche missionieren.

Bruchlinjjjn der Welt verlaufen primär jedoch nicht innerhalb der Christen; auch der Islam bestimmt die Auseinandersetzung: Muslime und Nichtmuslime tun sich zunehmend schwerer, miteinander auszukommen. Theokratische Systeme und der Terrorismus spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Verschärfung des Nord-Süd-Konflikts. In Wien findet zur Zeit eine hochrangige Konferenz zum christlich-islamischen Dialog statt. Doch welcher Dialog? Und wozu?

Mitten in Europa wurde soeben ein Krieg geführt, dessen Parteien zumindest mit Etiketten der Religionen operierten: Katholisch. Orthodox. Muslimisch. Das Leid Bosniens dauert an, aber auch der Blick in andere Welten bietet genug Anlässe, Religionen und Kulturen zum Dialog anzuhalten.

Im Grunde ist nicht einmal die Frage der Gesprächsthemen gelöst: Geht es bloß um einen Modus vivendi? Schon da zeigt sich Angst - der Orient fürchtet Vereinnahmung durch den Okzident; Christen fühlen sich von der Ausbreitung des Islams bedroht. Sollen - wie der Theologe Hans Küng propagiert - die Religionen auf der Basis eines universalen Ethos gemeinsam operieren? Diese setzt aber einen ethischen Konsens voraus; doch gibt es solchen? Oder braucht man nur pragmatische Lösungen vor Ort: Wie kommen praktizierende und nicht praktizierende Christen und Muslime im Gemeindebau miteinander aus ...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung