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Still ruht der See

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Zum ersten Male nach den fetten Jahren tauchen in Österreich nach der Juinistaitistik (wird von der Julisüdflut etwas hängen bleiben?) auf der Urlaubslandkarte weiße Flecken auf, und das nicht bei den Stiefkindern Wien^ Niederösterreich und Burgenland, die befriedigende Resultate melden, sondern bei den Sonntagskindern unseres Urlaubs, die in ihrem Glücksrausch die Preise auf europäische Höhe hinauflizitier-ten und nun über halbleere Hotels und fast leere Privatquartiere klagen: Tirol und Salzburg, Kärnten und Salzkammergut. Der Rückgang reicht stellenweise bis zu 30 Prozent, im Durchschnitt gegen 17 Prozent.

Rasch fertig ist die Pleite mit dem Wort — schuld daran seien natürlich „die anderen“: Nahostkrise und Südtirol, englische Devisenbeschränkung und deutsche Kon-junkturschwäche, verstärkte Pauschalarrangements der Oststaaten, besonders Jugoslawiens, und nicht zuletzt das schlechte Frühsommerwetter.

Und das ist die halbe Wahrheit. Aber gerade eine davon, das Ausbleiben dar Deutschen bis zu 20 Prozent, müßte uns zur Erkenntnis bringen, was und wieviel wir in den letzten Jahren falsch gemacht haben. Gerade in diesen Blättern, in den Fremdenverkehrsbeilagen der „Furche“, haben maßgebliche Fachleute immer davor gewarnt, zu rasten und zu rosten und alles auf eine Karte zu setzen: den „D-Mark-Grafen“ und andere Besitzer harter Währungen, und sich im übrigen auf unsere schönen Berge und lauen

Seen zu verlassen, nicht aber anspruchsvolle und zugleich preiswürdige Quartiere und Gaststätten zu schaffen, in denen man sich nicht stunden- und tagelang ärgern muß.

Deutschland ist diesen Weg gegangen, hat aus der Not eine Tugend gemacht und in den letzten Monaten Millionen Mark in die Devise „Urlaub daheim“ gesteckt. Die Früchte sind nicht ausgeblieben: Die deutschen Urlauber überschwemmen nicht mehr „wie ,die Heuschrecken“ Tirol und Kärnten, Rab und Gabicce Mare, sondern bevölkern in diesem Jahr vorwiegend die heimischen Wiesen und Wälder.

Wir in Österreich sind noch nicht soweit. Noch sind Jesolo „St. Otta-kring“ und Grado „St. Simmering“, noch schämt man sich im Herbst, der Nachbarin mit ihrem Mallorca-Komplex einzugestehen, daß man schöne und billige Ferien in Kobers-dorf oder Lunz, Purgstall oder Lackenhofen verbracht hat.

Aber, wenn auch kein Sommer — Schwalben sind da. Tiroler und Kärntner Gastwirte schlagen sich ah die Brust und rufen verzweifelt aus: „Na, wenn alle Stricke reißen, nehmen wir in Gottes Namen heuer auch die Wiener.“ Da und dort gibt es Preiisreduktionen bis zu 50 Prozent. Niederösterreich und Burgenland haben modernste Bäder gebaut und ihre Privatquartiere besser ausgestattet. Sie sind schon heuer damit gut gefahren.

Die Umschichtung ist im vollen Gange, die Konkurrenz hat respektlos ihr Haupt erhoben. Also: Vorsicht, Klarsicht, Ulmslicht!

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