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Kein Geheimtip mehr

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Wenn man daran denkt, wie viele Menschen heute nach Urlaubszielen suchen, die noch nicht „abgebraucht” sind, nicht so überlaufen, daß sich durch den Fremdenverkehr ihr Charakter völlig verändert — dann wundert man sich nicht mehr darüber, daß bereits jeder fünfte, der in Niederösterreich „Urlaub am Bauernhof” macht, Ausländer ist.

Niederösterreich ist vielleicht nicht so weit wie Irland, wo man, mit dem „f armhouse guide” im Auto, jede Nacht in einem anderen Bauernhaus verbringen kann (kurzfristige Anmeldung genügt meist). Da wundert sich niemand über das Ansinnen, die Betten nur für eine Nacht zu überziehen: Das ist halt im Preis berücksichtigt.

Der Trend zum individuellen Reisen, zur „naturbelassenen” Landschaft, ist weltweit, und Niederösterreichs touristische „Unversehrtheit” ist heute ein Vorteil im Konkurrenzkampf.

In Niederösterreich gibt es 2.675 Bauernhöfe. Lediglich 3,3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe, gegenüber 27,3 Prozent in Tirol, bieten Zimmer an. Diese Zahlen wurden anläßlich der Präsentation des von der Landwirtschaftskammer herausgegebenen Katalogs „Urlaub am Bauernhof” bekanntgegeben, der 173 Landwirte in ganz Niederösterreich umfaßt.

Dazu der Direktor der Betriebsabteilung, Rudolf Marschitz: „Die Niederösterreichische Landwirtschaftskammer sieht es als ihre Aufgabe an, einen größeren Kreis der bäuerlichen Zimmervermieter zu erfassen und sie durch intensive Schulungs- sowie Aufklärungsarbeit an den Standard der westlichen Bundesländer anzugleichen.”

Mehr als die Hälfte der Gäste kommt aus Wien. Das ergab eine Umfrage bei bäuerlichen Zim-mervermietef n~ Niederösterreichs, wonach 57 Prozent der Gäste aus Wien, 22 Prozent aus Niederösterreich selbst und 21 Prozent aus anderen Bundesländern kommen. Bei den ausländischen Besuchern überwiegt die Bundesrepublik Deutschland mit fast genau 50 Prozent. Ferner kommen 11 Prozent aus Holland, 8 Prozent aus Belgien, 7 Prozent aus Frankreich, 4 Prozent aus der Schweiz, 9 Prozent aus Ubersee. Der Rest verteüt sich auf fast alle übrigen europäischen Länder.

26 Prozent der Gäste folgen Empfehlungen von Bekannten, 25 Prozent sind bereits Stammgäste, 16 Prozent kommen zufällig vorbei, 14 Prozent reisen gezielt laut Werbeprospekt, weitere 11 Prozent orientieren sich am Ortsprospekt, 5 Prozent haben ihre Entscheidung durch Inserate, 2 Prozent durch Vermittlung eines Reisebüros getroffen.

Als Musterbetrieb für den Urlaub am Bauernhof präsentiert sich beispielsweise der Hof von Josef und Katharina Kuntner in Kirchberg am Wechsel. Das Wohngebäude wurde zwischen 1973 und 1980 von Josef Kuntner selbst gebaut, wobei Gästezimmer von Anfang an eingeplant waren: Ein Zweibettzimmer und zwei Dreibettzimmer mit Bad oder Dusche sowie WC werden um 110 Schilling pro Bett angeboten. Dazu ist auch die Benützung einer eigenen Gästeküche möglich. Ein Skilift und eine Langlaufloipe stehen zur Verfügung, außerdem gibt es ganz in der Nähe einen Reitstall mit Haflingerpf erden.

Die Kuntners sind mit der Frequenz recht zufrieden: Im Sommer, zu Weihnachten und während der Energieferien kommen immer mehr junge Familien mit Kindern. Auch Senioren genießen den beschaulichen Urlaub am Bauernhof, wo schon die zwölfjährige Birgit und der elfjährige Josef tatkräftig mithelfen, während die eineinhalbjährige Agnes noch als Nesthäkchen verwöhnt wird. Die Kinder führen die Gäste aus der Stadt mit Vorliebe in den Stall. Dort stehen neun Kühe, fünf Mastschweine, drei Jungstiere, sechs Kalbinnen und drei Kälber.

Alle näheren Auskünfte über „Urlaub am Bauernhof” erteüt das „Grüne Telefon” in Wien: 63 07 41/200 Durchwahl.

GERD RITTEN AUER

Veranstalter für Niederösterreich.

Die traditionellen Kurorte aus der Zeit der Monarchie wie der Semmering und seine Umgebung entwickeln sich offensichtlich zum Lieblingsziel der ungarischen Gäste.

Ein vermehrtes Ubernach-tungsangebot und der entsprechende Ausbau der Infrastruktur sind in dieser Region geplant. Weitere Pläne der Niederösterreichischen Fremdenverkehrswerbung sind laut ihrem Leiter Günter Weghofer: Noch mehr günstige Angebote für Familienurlaube mit stark reduzierten Preisen für Kinder. Darüber hin-

Keine Frage, der Tourismus soll auch in Niederösterreich mit allen Mitteln forciert werden, weil er eine Chance für Entwicklung in wirtschaftlich schwachen Regionen bietet. Das soll aber geschehen unter Vermeidung aller „Todsünden” wie Betonklötze mitten in der Landschaft oder Vernachlässigung der eigenen Tradition durch falsche Anpassung an die ausländischen Gäste.

Hoffentlich werden die Aufrufe zu Selbstregulierung und Selbstbegrenzung in einem aufstrebenden Fremdenverkehrsland auch in der Praxis entsprechend berücksichtigt ...

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