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Karl Böhm ist 85!
Aus aller Welt bekommt er Briefe, Telegramme, Geschenke. Und alle danken, „wieviel Glück ich Ihnen mit meiner Musik, mit meinen Platten, meinen Opernaufführungen und Konzerten beschere! Und wenn ich manchmal im Leben Notlügen gebraucht habe, etwa als Operndirektor in Wien, in der Kunst habe ich stets auf Ehrlichkeit gehalten. Ich muß danken, daß ich ein solches Publikum habe, das mich versteht. Und vor allem, daß die Jugend so begeistert zu mir kommt. Das spricht doch dafür, daß ich innerlich jung geblieben bin!“
Dr. Karl Böhm jubiliert. Am 28. August feierte er seinen „85er“. Welcher künstlerische Weg, den der „große alte Herr“, der für den
Ruhm Österreichs in der internationalen Musikwelt sorgt, zurückgelegt hat! Der „Herr Professor“, einziger Generalmusikdirektorösterreichs, Ehrenmitglied fast aller wichtigen Musikinstitutionen, Ehrenbürger von Wien, Graz und Salzburg, der geistige Nachlaßwalter Richard Strauss', Mitarbeiter Wieland Wagners am Neu-Bayreuther Stil und Hüter des Wiener Mozart-Stils, aber auch der mutige Vorkämpfer für so viele Uraufführungen, der zum Beispiel Werke wie „Wozzeck“ bei den Salzburger Festspielen oder „Lulu“ in Wien durchsetzte.
Und dazu meint Böhm, der Anti-Star, der soviel eher die Allüren eines Hofrats der Donaumonarchie hat als die eines umworbenen Taktstockartisten: „Ich habe auch für die neue Musik soviel getan ... Das ärgert mich schon, daß das manche heute nicht wahrhaben wollen!“ Daß er schon seinen „85er“ absolviert hat, stört freilich Böhm kaum: Er plant weiter. „Cosi fan tutte“ in Berlin, „Fidelio“ in München, Konzerte und Opernaufführungen beim Gastspiel der Wiener Staatsoper in Washington, „Ariadne“ bei den Salzburger Festspielen 1980, philharmonische Konzerte und Plattenaufnahmen ... „Schaun S', planen muß man immer“, gibt er sich zukunftsorientiert, aber stoisch ruhig, „wenn's aus is, erfahren das die Leut früh genug! Aber die Liebe und Zuneigung aller hält mich frisch.“
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