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Neues Image für Österreich

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Für Österreich hat das Nach-Waldheim-Zeitalter begonnen. Was zunächst bedeutet, daß der seit zwei Monaten im Amt befindliche Bundespräsident Thomas Klestil noch immer im Schatten des Vorgängers steht. Vergessen ist nicht angesagt; man kann nur hoffen, daß der dunkle Schatten kürzer wird.

Der ungeliebte Verwandte - so die FURCHE seinerzeit über Kurt Waldheim - wurde von einem neuen Präsidententyp abgelöst, der Österreich nach Europa führen will. Aber dem unverwechselbaren Waldheim, mit dem „die Welt" kein Wort wechseln wollte, folgte ein - so viele Medien unisono - zumindest mit dem spanischen König verwechselbarer Klestil, der mit aller Welt Gespräche führen will.

Ein Imagewechsel, um den sich vor i exakt drei Jahren Österreichs damaliger Botschafter in Washington, Friedrich Hoess, mit seiner „public diplomacy" in den USA so sehr, aber eher wenig erfolgreich bemühte, steht bevor. So leicht geht das: ein neues Gesicht, ein neues Image. Dabei steht gar nicht zur Debatte, ob der zum Gesicht gehörende Repräsentant auch das zu vertretende Land in seiner vom Klischee abgehobenen Vielschichtigkeit präsentiert.

Im Klartext: Haben wir in den sechs Waldheim-Jahren gelernt, mit unserer Vergangenheit umzugehen? War die Isolation des Repräsentanten Österreichs auch eine fürs Land? Ist mit dem neuen Repräsentanten die Ära der Solidarität, somit der Abschied von Neutralität angebrochen? Sind wir auf der Höhe der Zeit, auf der sich unser höchster Repräsentant schon wähnt?

Ein Image ist wie eine Etikette. Es kommt darauf an, daß man glaubt, daß Etikette und Inhalt übereinstimmen. Mit einem Image wird Propaganda, wird Politik gemacht - damit wird man sich abfinden müssen. Aber im Jubel um die „Wiederanerkennung" Österreichs, wie wir sie im Jubel um Klestil in Spanien erfreut zur Kenntnis nehmen, sollten wir nicht vergessen, daß nicht alles, was unsere Politiker dafür halten, auch unsere Interessen sind. Die führenden Politiker sollten behutsamer mit der verin-nerlichten Identität des Österreichers umgehen, die auch mit Neutralität beschrieben werden kann; was nicht unbedingt ein Trittbrettfahren oder Sich-Her-aushalten aus den Konflikten der Zeit bedeuten muß, sondern funktional auch in eine vermehrte Friedenspolitik des Dialogs und Ausgleichs münden kann.

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