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Wirtschaftliche und ökologische Sanierung

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Die wirtschaftlichen Effekte, die durch die Dorferneuerung erwar- tet werden können, bestehen darin, positive Beschäftigungseffekte zu erzielen. Insbesondere durch eine gezielte Förderung der Althaussa- nierungen und Wohnumfeldver- besserungen sollen wirtschaftliche Impulse den in der Region ansässi- gen gewerblichen Klein- und Mit- telbetrieben zugute kommen. Be- sonderes Augenmerk wird dabei dem wirtschaftlichen Fortbestand jener Gewerbebetriebe gewidmet,

die regionstypische Fertigkeiten pflegen. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, daß Förde- rungen in der Dorf erneuerung ei- nen hohen Multiplikatoreffekt auslösen.

Die Dorf erneuerung möchte aber auch verstärkt die Chancen für den ländlichen Raum bewußt machen, die neuerdings darin bestehen, daß die jüngsten Fortschritte in der Nachrichtenübertragung wieder prinzipiell eine Dezentralisierung des Dienstleistungssektors ermög- lichen.

Die Telekommunikation bietet so die Möglichkeit, auf der einen Seite größere Kundennähe im ländlichen Raum zu gewährleisten und auf der anderen Seite neue Arbeitsplätze zu schaffen, und zwar in erster Linie solche, die bisher vor allem dem städtischen Raum vorbehalten waren." asiüil .mausms ab

Ziel der Dorferneuerung und Landentwicklung ist es, das teil- weise auch im ländlichen Raum schon gestörte ökologische Gleich- gewicht wieder herzustellen.

Die natürlichen Lebensgrund- lagen sind hier zum einen beson- ders durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produkti- onsweisengefährdet. Überdüngung des Bodens, Grundwasser- gefährdung und ausgeräumte Land- schaften sind die Symptome der agrarindustriell geprägten Wirt- schaftsweise in einigen Regionen.

Tiefgreifende ökologische Schä- den treten zum anderen als Folge touristischer Übererschließung auf. Im Dorf als Siedlungsraum wurde die Natur insbesondere als Gestal- tungselement, aber auch als Kli- mafaktor teilweise zu rigoros ver- bannt.

Ziel der Dorferneuerung ist es, das Umweltbewußtsein der Dorf- bewohner zu heben und nach Kräf- ten eine ökologisch verträgliche Agrar- und Wirtschaftspolitik zu unterstützen. Maßnahmen im Be- reich der Grünraumgestaltung, der

Landschaftspflege, des Biotop- schutzes, der Gewässerreinhaltung und -pflege sowie des Emissions- schutzes sind wesentliche Beiträge dazu.

Ein weiteres Anliegen ist eine verbesserte Grünausstattung im öffentlichen und halb-öffentlichen Siedlungsraum.

Das Aufbrechen ländlich ge- prägter, regionaler Wirtschafts- kreisläufe und der wachsende Einfluß vornehmlich zentrali- stisch ausgerichteter elektronischer Medien brachte es mit sich, daß schleichend typisch urbane Wert- haltungen unkritisch von der Land- bevölkerung übernommen wurden und so die eigenständige Kultur schrittweise immer mehr überla- gert wurde.

Ausdruck dieses Verlustes länd- licher Identität auf kulturellem Gebiet ist das Baugeschehen im

ländlichen Raum während der letz- ten Jahrzehnte. So mußte einerseits viel ortsständige Bausubstanz ei- ner dorffremden Architektur wei- chen, andererseits wurden Ortser- weiterungen meist ohne Rücksicht auf die historisch gewachsenen Strukturen vorangetrieben.

Im Rahmen der Dorferneuerung ist nun die dorf gerechte Sanierung und Revitalisierung der Alt- bausubstanz von großer Bedeutung. Darüber hinaus geht es um die Schaffung einer harmonischen Synthese von altem Dorf kern und neuen Dorfteilen. Dabei muß nicht nur die Frage, wie gebaut wird, sondern auch, wo gebaut wird, ei- ner sorgfältigeren Prüfung unter- zogen werden.

Der Autor ist Geschäftsführer der Europäi- schen ARGE Landentwicklungund Dorferneue- rung, sein Beitrag ein Auszug aus „Agrarische Rundschau" 3/1989.

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