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Ein neuer Anlauf zum Projekt einer Österreichischen Bibliothek

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Im Herbst des Vorjahres startete der Salzburger Residenz Verlag mit einem ehrgeizigen Projekt: einer Österreichischen Klassiker-Bibliothek unter der Gesamtleitung des Altphilologen und international renommierten Germanisten Wendelin Schmidt- Dengler. Die Idee dazu ist nicht ganz neu. Bereits zwei Verlage sind nach 1945 angetreten, den großen Schatz heimischer Dichter in einer Reihe zu versammeln.

In den fünfziger Jahren brachte es der kleine Grazer Stiasny-Verlag mit seiner „Das österreichische Wort“ benannten Stiasny- Bücherei auf weit über 50 Bände. Darunter der offenbar unvermeidliche Abraham a Sancta Clara, der auch die neue Reihe eröffnet. In der Stiasny-Reihe waren darüber hinaus noch Felix Braun, Hermann Broch, Christine Busta, Franz Theodor Csökor, Franz Grillparzer, Johann Nestroy, Ferdinand Raimund, Ferdinand von Saar, Leopold von Sacher-Masoch und viele andere mit Ausschnitten aus ihren Hauptwerken vertreten.

Ein etwas anderes Konzept verfolgte die von Roman Roček herausgegebene „Österreichische Bibliothek“ des Böhlau Verlages in Zusammenarbeit mit dem Ost- Berliner Verlag Volk und Welt. In dieser Reihe, die mit dem Ende der DDR ihre finanzielle Basis verlor und eingestellt werden mußte, wurde zumeist ein Hauptwerk vollständig abgedruckt und durch einen literaturwissenschaftlichen Beitrag erläutert. Die etwas mehr als zehn Bände enthalten etwa die Aphorismen und Gedichte von Karl Kraus, die Dramen Ferdinand Bruckners, die Novellen Ferdinand von Saars oder die großen Romane „Die Herren Söhne“ von Peter von Tramin

und „Der Amerikamüde“ von Ferdinand Kümberger.

Die neue „Österreichische Bibliothek“ erhebt nicht den Anspruch, Bestseller-Liste der heimischen Literatur zu sein. Die Reihe soll, laut Schmidt-Dengler, „das Gespräch um die Literatur — und damit unweigerlich auch um die österreichische Kultur- und Geistesgeschichte — an konkreten Beispielen entzünden“. Die Herausgeber sorgen in Nachworten für

die wichtigsten Informationen und geben den Texten ein Relief, „das sie in ihrer historischen wie aktuellen Bedeutung neu lesbar macht“. Im Herbst erschien Sanc- ta Claras „Ein Karren voller Narren und andere kleine Werke“ sowie in einem Band Peter Roseggers „Lebens-Beschreibung“ und „Die Schriften des Waldschulmeisters“. Es folgen Grillparzers „Selbstbiographie“ und F. M. Felders „Aus seinem Leben“.

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