Der hohe Preis der Türkei

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So eine Völkerfreundschaft ist eine schöne Sache. Sie besteht aus Höflichkeiten und Ehrerbietungen, Referenzen und Orden. Vor allem aber aus Geld. So wird das nun auch bei der Türkei laufen. Sie wird Europa in den kommenden Wochen und Monaten das abringen, was man als "europäische Rosinen" bezeichnen könnte: Reisefreiheit für türkische Bürger, einen relativ freien Warenverkehr und vor allem das Zudrücken aller Augen, wenn es um das Vorgehen gegen die Kurden geht.

Das alles wird unter dem Vorwand geschehen, dass die Türken nun für uns den Flüchtlingszustrom eindämmen. Europa vertraut dabei auf die Effizienz - und wohl auch auf die Brutalität der türkischen Behörden. Das alles zum Vorzugspreis von drei Milliarden Euro.

Vor Überweisung sollten wir aber noch einmal darüber nachdenken, ob uns das alles dem Ziel näher bringen und die Flüchtlingskrise beenden wird. Leider spricht einiges dafür, dass das nicht der Fall ist. Mehr noch, dass die Allianz mit Erdogans Regime das Problem größer machen könnte, als es jetzt schon ist.

Denn erstens ist das syrische Problem und seine Lösung sehr eng mit der kurdischen Frage verknüpft. Der Krieg Ankaras mit den Kurden unterminiert die ohnehin instabile Koalition des Westens gegen den IS. Der Westen verliert Teile seiner ungeheuer wichtigen kurdischen "Bodentruppen" gegen die Islamisten. Der Krieg im Inneren der Türkei wird außerdem bei Fortdauer wieder Zehntausende Kurden zu Flüchtlingen machen. Und wohin werden sich diese Menschen dann wenden? Schon jetzt leben mehrere Hunderttausend Kurden in Österreich und Deutschland, die hier Asyl erhalten haben, weil sie in der Türkei mit Verfolgung rechnen müssen. Nun gibt es wieder Tote auf den Straßen in Dyabakir.

Das scheint uns zwar nicht zu interessieren. Aber unser Schweigen dazu wird sich in einen Bumerang verwandeln. Denn für Ankara ist es der Persilschein für einen neuen Bürgerkrieg. Aber was produzieren solche Kriege außer Tod und Flüchtlingen? Und wohin werden die Fliehenden gehen? Was, wenn nicht das, sollten unsere Lehren aus Syrien sein?

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