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Der voraussichtliche Alleingang von George W. Bush im Irak, unterstützt nur vom treuesten Verbündeten Tony Blair, wird etliche Kommentatoren wieder zur üblichen Schelte der UNO motivieren. Überbürokratisiert und unterfinanziert, könne sie die 1945 von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs festgelegte Aufgabe der internationalen Friedenssicherung nicht erfüllen.

Die Wahrheit sieht anders aus. Die UNO ist nicht durch ihre Bürokratie geschwächt, sondern durch den Zerfall der Nachkriegsordnung im Jahr 1989. Der Wegfall der Sowjetunion verführte die USA zur "Arroganz der Macht", wie Amerikas führender Historiker Arthur Schlesinger anlässlich der Irak-Krise mahnte: "Wir sind nicht allein in der Welt, auch wenn wir die größte Macht aller Zeiten sind. Hochmut kommt vor dem Fall."

Es gab einmal ein Amerika, das ganz anders reagierte: Eisenhower und die Sowjets warnten Großbritannien und Frankreich im Jahr 1956 vor einem militärischen Eingreifen an der Seite Israels gegen Nasser: "Ein Präventivkrieg verstößt gegen die Statuten der UNO." Statt eines Präventivkriegs kam es zur Aufstellung einer internationalen Polizeitruppe.

Die aktuelle Situation zwingt alle am Frieden Interessierten, über die Zukunft der UNO nachzudenken und die Reform, die anlässlich des 50. Jahrestags der Gründung nicht zustande kam (Deutschland und Japan sollten in den Sicherheitsrat aufgenommen werden), endlich praktisch anzugehen. Wer vom Frieden redet, darf vom Geld nicht schweigen. Die Industrieländer des Nordens müssen bereit sein, ihre Beiträge zu erhöhen, um die einseitige Abhängigkeit der UNO von den Zahlungen der USA zu beenden. Erst dann wird die UNO imstande sein, eine neue Weltordnung nach 1989 herbeizuführen.

Die Autorin war ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

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