Terror prägte die Beziehung Libyens zum Westen

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Libyen verbindet mit der westlichen Welt eine außerordentlich wechselvolle Geschichte, nicht zuletzt, weil der 1969 in Tripolis durch einen Putsch an die Macht gekommene Oberst Muammar Al-Gaddafi den Terror gegen Israel und gegen die USA unterstützte. Davon war vor 25 Jahren auch Österreich betroffen.

Der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky verurteilte die "furchtbaren Ereignisse“ in einem Kurier-Interview. Gemeint waren drei Anschläge in Wien: der Mord an Wiens Stadtrat Heinz Nittel, der blutige Überfall auf das israelische Bethaus und das Attentat auf die OPEC-Tagung. Terroristen um die legendären Anführer Carlos und Abu Nidal waren Akteure beziehungsweise die von italienischen Ermittlern vermuteten Drahtzieher. US-Präsident Ronald Reagan sprach von einem "Kriegsakt Gaddafis gegen Österreich“, von einem "Akt der Erpressung“, um drei in Wien inhaftierte Mitglieder der Gruppe Abu Nidal zu befreien. Reagan ließ - ebenfalls 1986 - von der US-Luftwaffe die libyschen Städte Tripolis und Bengasi bombardieren, dabei kam Gaddafis Adoptivtochter Hana im Alter von nur 15 Monaten ums Leben.

Unter Gaddafis Führung stellte sich Libyen 1990 im Zweiten Golfkrieg auf die Seite des Irak. Die über das Land 1993 verhängten UN-Sanktionen wurden erst 1999 ausgesetzt, nachdem Libyen zwei Attentate - jenes von Lockerbie (1988) und von Frankreich (1989) - mit Hunderten Toten eingestanden und Entschädigungen bezahlt hatte. Damit erfolgte eine Wendung hin zum Beginn einer Normalisierung des Verhaltens und damit der Beziehungen Libyens unter Gaddafi.

Der Führer des viertgrößten, wegen seines Öl aber reichsten afrikanischen Landes verurteilte die Anschläge von New York im September 2001. Er verzichtete zwei Jahre später auf Massenvernichtungswaffen, zerstörte Bestände an chemischen Waffen und unterzeichnete das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag. Es folgte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit westlichen Staaten, auch der USA. Diese wurden allerdings von einem Prozess gegen bulgarische Krankenschwestern (2007) und die kurzzeitige Inhaftierung eines Gaddafi-Sohnes in der Schweiz überschattet.

Nach den Umstürzen in den Nachbarländern Tunesien und Ägypten haben sich in Libyen vor zwei Wochen Aufstände gebildet, der Ostteil des Landes und die - erst unter Gaddafi groß ausgebaute - Stadt Bengasi sind unter der Kontrolle der Aufständischen. Gaddafi hält sich in Tripolis, ihm loyale Truppen sollen eine erste ostlibysche Stadt zurückerobert haben.

Die UNO hat begonnen, Libyen aus Organisationen auszuschließen und damit zu isolieren. Die USA erwägen laut Verteidigungsminister Robert Gates eine Reihe militärischer Optionen. Die Europäische Union und die Mittelmeerunion beraten derzeit ihre Haltung und Maßnahmen zu Libyen.

Wirtschaftliche Auswirkungen sind noch nicht zu spüren - nur der Goldpreis erreichte ein Rekordhoch. (cr)

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