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Seltsame „Geschäfte“

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Mit einem „neuen Angebot" entsandte Libyiens exzentrischer Staatschef Oberst Muamar al Gaddafi seinen Chefunterhändler mit den Vereinigten Staaten, Ahmed Shehati, nach Washington. Doch Shehatis Vorschläge mußten den Beamten im amerikanischen Außenamt als Erpressung vorkommen.

Was der Libyer von den Amerikanern nämlich wollte: Die USA mögen ihre bisherige bedingungslose und uneingeschränkte Unterstützung Israels aufgeben, das Existenzrecht eines Palästinenserstaates und PLO-Führer Arafat als Verhandlungspartner an-’erkennen.

Sollte Washington aber nicht einlenken, werde das Gaddafi-Regime und dessen Verbündete die amerikanisch-westlichen Po-

sitionen in Nordafrika und auch im Nahen Osten wo es nur gehe untergraben beziehungsweise dem Einfluß Washingtons entgegenwirken.

Die Reagan-Admihistration lehnte dieses „Geschäft" glattweg ab und startete in der Folge Zug um Zug eine Anti-Terroristen-Kampagne gegen das Gaddafi-Regime. Daraufhin schmiedete

Libyien die Militärallianz mit Äthiopien und Südjemen.

Tripolis schürte die sozialen Unruhen in Marokko — was aufgrund des Polisario-Krieges und der katastrophalen Wirtschaftslage nicht allzu schwer war - und heizte den ohnehin explosiven religiösen und politischen Untergrund in Ägypten an.

Vor dem amerikanischen „No" normalisierte Gaddafi wohlweislich wieder seine Beziehungen mit Saudi-Arabien und dem Irak und festigte seine militärische Position im Tschad — trotz aller scharfen Kritik aus Frankreich und von Seiten der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU).

Damit schuf sich der libysche Machthaber denn auch eine günstige Ausgangslage, um gegen seine beiden Erzfeinde losschlagen

zu können: Ägypten und Numei-ris Sudan;

An dieser Doppelfront müssen die Amerikaner nun militärisch mit antreten. Und das zu einem Zeitpunkt, da Kairo nach der Ermordung Sadats durch die innere und äußere Opposition stark verunsichert und Khartum durch die Nord-Süd-Fehde („weiße" Muslime gegen „schwarze" Christen) geschwächt ist.

Indessen genießen Libyien und der Tschad uneingeschränkten sowjetischen Diplomaten- und Waffensegen. Gleichzeitig bot Breschnew dem Sadat-Erben Hsni Mubarak ebenfalls die Freundeshand an. Sie anzunehmen oder total auszuschlagen (wie dies Sadat tat) wird sich der neue Präsident am Nil wohl noch gut durch den Kopf gehen lassen.

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