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Renaissance der Wiener Messe
Echte Kultur umfaßt alle Lebensgebiete, auch den wirtschaftlichen Bereich.- Wie ein Volk produziert, die Qualität seiner industriellen Erzeugnisse, die Methoden seiner Landwirtschaft, alles dies kann ebensosehr die Stufe seiner Kultur zeigen wie etwa die Literatur oder das Theater. Man denke nur zum Beispiel an die Entwicklung Däne-
marks im vergangenen Jahrhundert. Überspitzt könnte man sagen, daß die moderne dänische Kultur auf zwei Grundlagen beruht: auf den Volkshochschulen und auf der hervorragenden Qualität der dänischen Butter. Die dänische Landwirtschaft hat den Wohlstand, auch den geistigen und moralischen Wohlstand des Landes mitbegründet.
Auch der Alpenstaat Österreich kann und darf sich nicht allein darauf beschränken, eine geistige Großmacht, ein künstlerisches Zentrum in Europa zu sein. Österreichs Industrie und Landwirtschaft, der österreichischen Qualitätserzeugung ist die Aufgabe gestellt, „Made in Austria“ zu einer Parole zu machen, die in der ganze Welt verstanden wird. In den zwei Jahrzehnten nach dem ersten Weltkrieg war es nicht zuletzt die Wiener Messe, die Österreichs Produktion Weltruf verschaffte und den Ruhm österreichischer Geschmackskultur weit über die Grenzen unseres Landes verbreitete. Wenn jetzt, da noch der Schutt und die Trümmer, die das furchtbare Ringen des zweiten Weltsrieges hinterlassen hat, in unser Dasein hineinragen, das neu erstandene Österreich mit ungebrochenem Mut daran geht, die bewährte Institution der Wiener Messe zu neuem Leben zu erwecken, dann darf darin ein Beweis für die zähe Lebenskraft gesehen werden, die unser Gemeinwesen trotz aller Not und Verarmung erfüllt. Wenn nun im kommenden Monat in den Räumen des Messepalastes die erste österreichische Exportmusterschau stattfindet, zu der- sich schon jetzt mehr als siebenhundert Schausteller aus allen Bundesländern gemeldet haben, werden wir östereicher, wird aber auch die Welt den Willen zum wirtschaftlichen Wiederaufbau unseres Landes und seiner organischen Einfügung in den Kreislauf des internationalen Wirtschaftslebens feststellen können. Wiens erste Nachkriegsmesse wird mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Aber wir sind überzeugt, daß allen Hemmungen zum Trotz Österreichs Industrie dank der angeborenen österreichischen Fähigkeit zur Improvisation die Lage meistern wird zur Ehre unseres Landes und zum Wohle unserer Wirtschaft.
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