6757894-1968_03_07.jpg
Digital In Arbeit

Die letzte Bastion

Werbung
Werbung
Werbung

Ein einsamer Adler kreiste um eine felsige Bergkuppe mitten in der Wüste von Judäa. Im Westen sah man Staubwolken, die ein Wüstenwind aufwdrbelte. Im Osten lag das Tote Meer und spiegelte die grelle Sonne wider. Es lag völlig still, unberührt von den Sandstürmen im Westen. Nur ab und zu hörte man das Dröhnen eines Lkw, der von der zirka 15 km entfernten Oase Ejn Geddi landwirtschaftliche Winterprodukte in den Norden Israels brachte. Wir befanden uns auf dem Massada-Berg. Neben mir stand Prof. Jigal Jüdin, der Leiter einer zweihundertköpflgen archäologischen Expedition, und erläuterte an Hand der Ausgrabungen die glorreiche Geschichte von Massada, der letzten Bastion der Juden, die erst drei Jahre nach der Unterdrückung des Aufstandes dėr Juden gegen die Römer im Jahre 73 n. Chr. eingenommen werden konnte. Professor Jadin, der frühere Generalstabschef der israelischen Armee und heute einer der bekanntesten Archäologen und Militärhistoriker, erzählte:

„Seit Oktober 1963 haben wir Fragmente aus dem Kapitel 46 des Buches Genesis gefunden, ferner Bruchstücke aus Levdtikus, Psalmen und Schriften der Sekten von Qum-

ran (Kumran). Wir machten auch einige wichtige architektonische Entdeckungen; größtenteils hat Flavins Josephus die architektonischen Bauten in seinen Schriften so genau beschrieben, daß wir sie leicht identifizieren konnten. Außerdem fanden wir 1040 Münzen, darunter einige aus der byzantinischen Zeit.“

Das einzige historische Dokument, das über die Geschichte Massadas berichtet, wurde von dem jüdischen Geschichtsschreiber Joseph Ben (Sohn) Matitjahu — sein späterer römischer Name: Flavius Josephus — verfaßt. Er wurde im Jahre 38 n. Chr. geboren und war einer der erfolgreichsten jüdischen Kommandeure des Aufstandes der Juden im Jahre 70 n. Chr. gegen die römischen Unterdrücker.

Massada liegt einige Kilometer westlich des Toten Meeres gegenüber der Landzunge, die das Tote Meer in zwei Teile teilt. Der Massada- Berg besteht aus steilen Felsen, die eine Höhe von 462 m über dem Toten Meer erreichen. Das Tote Meer selbst befindet sich bekanntlich zirka 450 m unter dem Meeresspiegel. Steile Schluchten trennen diesen Berg von den ihm im Westen und Norden umgebenden Bergen ab.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung