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Teurnia

19451960198020002020

Die römischen und frühchristlichen Altertümer Oberkärntens. Von Rudolf Egger. 3., umgearbeitete und vermehrte Auflage. Herausgegeben vom österr. Archäologischen Institut. Verlag Ferd. Kleinmayr, Klagenfurt 1948

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Die römischen und frühchristlichen Altertümer Oberkärntens. Von Rudolf Egger. 3., umgearbeitete und vermehrte Auflage. Herausgegeben vom österr. Archäologischen Institut. Verlag Ferd. Kleinmayr, Klagenfurt 1948

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Der soeben erschienene, weitbekannte, vielgebrauchte Führer von Teurnia bietet in knappem Überblick eine übersichtliche Darstel- lung der römischen Geschichte Oberkärntens, geboten von einem Fachmann, der als ausgezeichneter Ausgräber das von ihm erforschte Gebiet aus eigener Anschauung schildert.

Der Mittelpunkt des römischen Oberkärntens, Teurnia, in dessen Namen die illyrische Prägung des keltischen Namens der Taurisker anklingt, verdankt seine Bedeutung der günstigen Verkehrslage am Kreuzwege der Straßen, die von Italien, Pannonien und aus dem Westen hier zusammentrafen und nach Norden, nach Salz- burg-Juvavum, führten. Der Bergsegen Oberkärntens, das Gold im Korntauern, die Goldminen von Gastein, die Goldwäschereien bei Paternion aus den goldhaltigen Sanden, die der Drau aus den höhergelegenen Seitentälern zugeführt wurden, Blei und Galmei vom Jauken- berg, die reichen Marmorbrüche von Puch bei Gummern zeugen von der wirtschaftlichen Bedeutung von Teurnia. Ein Klimaoptimum, eine längerdauernde Wärmeperiode im zweiten und ersten vorchristlichen Jahrhundert, hatte den Rückzug der Gletscher zur Folge; alte Stollen am Rathausberg weisen auf die Bergmannsarbeit der Taurisker hin, die in den heute von Eis und Schnee bedeckten Gletschermoränen Gold gewannen, in denen in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. ein Goldlager gefunden wurde, in dem, kaum 60 cm rief unter der Oberfläche Goldkörner von der Größe einer Saubohne vorkamen. Die Nachricht von diesem Goldvorkommen verbreitete sich rasch in Italien, und die Italiker arbeiteten gemeinschaftlich mit den Norikern; da sie bessere Abbaumethoden verwendeten, sank daraufhin der Preis des Goldes in Italien um ein Drittel, weshalb die Einheimischen die fremden Arbeiter vertrieben. Es ist die Zeit, in der um 185 v. Chr. die reichen norischen Goldfunde die Römer zur Prägung der ersten Goldmünzen aus norischem Gold veranlaßten. Es ist dies auch die Zeit, in der im Jahre 183 v. Chr. Aquileia gegründet wurde.

Nachdem die Römer im Jahre 15 vor Christi, Noricum erobert hatten, verlieh Kaiser Claudius im Jahre 46 Teurnia zusammen mit Virunum am Zollfelde die Rechte einer römischen Stadtgemeinde. Als in den Wirren der Völkerwanderungszeit Virunum in Schutt und Asche sank, wurde Teurnia Metropole von Noricum; die Lebensschilderung des Apostels von Noricum, des heiligen Severin von Eugippius, erwähnt den Bischof Paulinus. Die Stadt Teurnia, die auf dem Burghügel von St. Peter im Holz stand, wurde in der Spätantike mit einem Mauerring umgeben. Die ehrwürdigen Zeugen dieser bedeutenden Vergangenheit hat Rudolf Egger erforscht, neben dem römischen Marktplatz die ehemalige Bischofskirche unter der heutigen Pfarrkirche St. Peter festgestellt, die nahe Friedhofskirche mit ihren herrlichen Mosaiken bloßgelegt und zu ihrer Deutung wesentlich bei. getragen.

Im Jahre 472 wurde Teurnia von den Ostgoten belagert. Der Ostgoten, und Frankenherrschaft in Oberkärnten folgt die Herrschaft der Langobarden und seit 568 der Staat der Herzoge von Karantanien. Die archäologischen Überreste dieser Begebenheiten hat Rudolf Egger in Duel und bei Thörl in hochwichtigen Bauten und Kirchenanlagen festgestellt und in klarer Zusammenfassung der Einzelforschungen die römische und frühmittelalterliche Vergangenheit Oberkämtens wesentlich aufgehellt.

Die Ausstattung des Heftes ist, wie stets bei den Veröffentlichungen des österreichischen Archäologischen Instituts, gewohnt sorgfältig und gefällig, zahlreiche Abbildungen und Rekonstruktionen tragen wesentlich zum Verständnis bei. Das Heft bedeutet nicht nur wissenschaftlich eine Bereicherung der österreichischen Literatur, sondern stellt auch ein schönes Denkmal der Kärntner Heimatliebe dar.

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