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Das Leben im Vatikan und die kirchlichen Feiern in Rom waren am Wochenende vom tragischen Tod des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy überschattet. Papst Paul VI. gedachte beim sonntäglichen „Angelus“, den er vom Fenster seines Arbeitszimmers aus gemeinsam mit rund 30.000 auf dem Petersplatz versammelten Menschen betete, des ermordeten Präsidenten. Das Attentat zeige, sagte der Heilige Vater, „wieviel Haß und Böses noch in der Welt vorhanden und wie groß die Bedrohung der bürgerlichen Ordnung und des Friedens ist“. Abschließend betete der Papst für die Seelenruhe Kennedys: „Herr, gibt ihm die ewige Ruhe “ Bereits kurz nach Bekanntwerden der Todesnachricht hatte Papst Paul VI. in persönlichen Telegrammen dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson, der Witwe, den Eltern und dem Bruder Robert des ermordeten Präsidenten Kennedy, sowie Kardipal Cushing von Boston seine tiefe Anteilnahme ausgesprochen.

Seine tiefe Anteilnahme am Tod des amerikanischen Präsidenten Kennedy hat Papst Paul VI. auch am Freitag abend um 21.30 Uhr in einer Femsehbotschaft ausgesprochen, die von der American Broadcasting Company (ABC) übertragen wurde. Der Papst hat die Nachricht von der Ermordung Kennedys mit größter Bestürzung aufgenommen. Er begab sich sofort in seine Privatkapelle, um für dessen Seelenruhe zu beten. Am Samstag früh hat der Papst in seiner Privatkapelle die Messe für die Seelenruhe des Präsidenten zum Trost aller, die seinen Tod beweinen, und für den Frieden in der Welt aufgeopfert. Das feierliche Requiem, das am Samstag vormittag in Anwesenheit des Papstes im Petersdom für die in diesem Jahr . verstorbenen. •. vifer Kardinale und „pile seit .November 1962 verstorbenen Konzilsväter zelebriert wurde, wurde auch für den ermordeten amerkanischen Präsidenten Kennedy gefeiert.

Weihbischof Dr. Jakob Weinbacher, Generalvikar der Erzdiözese Wien und Sekretär der österreichischen Bischofskonferenz, erklärte zum Tod des Präsidenten der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy: „Mit dem amerikanischen Volk und nahezu der ganzen Welt steht auch das österreichische Volk zutiefst erschüttert vor der erst so unfaßbar erscheinenden Nachricht der Ermordung des Präsidenten Kennedy. Bestürzung, Trauer und Angst sind die Gefühle, die die Welt und die auch Österreich bewegen. John F. Kennedy war viel mehr als das Staatsoberhaupt eines befreundeten Staates. Er war der erste katholische Präsident der Vereinigten Staaten. Er hat auch hier mit manchen Vorurteilen aufgeräumt und manches Tabu gebrochen. Der neue Stil, den Kennedy in der Politik prägte, war auch ein neuer Stil einer Politik aus katholischer Verantwortung um den Frieden und die Freiheit in der Welt. Zwei Männer haben der geistigen und politischen Entwicklung der Welt in unserem Jahrhundert neue Wege gewiesen: Papst Johannes und Präsident Kennedy. Beide hat Gott abberufen, den Greis und den jungen Mann, bevor sie ihre Arbeit vollenden konnten. Der Christ kennt nicht das Wort vom blinden Schicksal. Er weiß, daß alles in der Hand Gottes ruht, auch wenn wir es nicht fassen, begreifen und verstehen können. Aber nichts ist umsonst getan. Das Wirken Johannes wird von seinem Nachfolger und vom Konzil fortgesetzt. Beten wir, daß das Leben und das Werk Kennedys für den Frieden und die Freiheit in der Welt auch nach seinem Tod weiterwirke. Beten wir die Angst nieder, die uns anzufallen droht, die Angst, was wird aus der Welt, was wird aus uns? Wie eng sind wir doch alle verbunden in dieser einen Welt, daß die Tat eines Verbrechers oder eines Wahnsinnigen unser aller Schicksal in Frage stellen kann. Wir Österreicher sehen Kennedy noch, wie er vor einigen Jahren in Wien weilte, wie er in der Stephanskirche kniete und betete. Beten wir für ihn, beten wir für uns, beten wir für das Schicksal der Welt, für den Frieden und für die Freiheit.“

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