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„Träume sind Schäume“
In seinem Einakter „Eine wundersame Nacht“ (in der „Kleinen Josef - stadt“) hat Slawomir Mrozek das abgenutzte Sprichwort in einen leicht avantgardistischen Schwank verpackt. Denn was die beiden Industrieexperten, die zufällig eine Nacht gemeinsam in einem Hotelzimmer verbringen müssen und dort von einer Traumfee heimgesucht werden, träumen, ist einigermaßen „wundersam“. Lustig die gegenseitige „Anpassung“ der beiden Übernachtenden, weniger der Traum selbst mit seiner phantastischen Identitätssuche. (Träume ich Sie oder träumen Sie mich?) Langweilig auch die ziemlich beschäftigungslose Traumfee, die sich die meiste Zeit mit Zündeln an einer Kerze vertreibt. Zwei gute Typen boten Alfred Böhm und Guido Wieland.
Nach der Pause geht es in dem Einakter „Ein unglücklicher Zufall“ des englischen Dramatikers James Saunders weit weniger gemütlich zu. Zu Beginn und am Ende schießen die beiden durch James-Bond-Fem- sėhspiele in ihrem Denken und Reden total durcheinandergeratenen Ehefrauen ihre Ehemänner nieder, nur so, aus purem oder, wie es heißt, „unglücklichem“ Zufall. Dazwischen steht das Geschwätz, wie es Ionesco in seinen Farcen so unnachahmlich festgehalten und angeprangert hat. Das Spiel von Saunders ist in seiner geschickt arrangierten, makabren Skurrilität um ein paar Gran gewichtiger als der Scherz von Mrozek. Elisabeth Wiedemann, Marion Degler und Alfred Böhm spielen ausgezeichnet. Regie führte in beiden Fällen Hermann Kutscher. Es gab Beifall für die Darsteller eines durch die Autoren ziemlich verwirrten Publikums.
Von den französischen Lustspielautoren Pierre Barillet und Jean- Pierre Grėdy geht die Fama, daß sie mit ihren Stücken seit 15 Jahren „die ärgsten Pessimisten“ in den Boulevardtheatem fast der ganzen Welt zum Lachen reizten. Nun wohlan, wir wollen es glauben, denn ihre „Kaktusblüte“ versetzte auch das Publikum der Kammerspiele in hörbar beste Stimmung. Mag sein, daß Elfriede Ott, die sich aus dem stacheligen Kaktus einer widerborstigen Ordinationshilfe in die blühende Ehefrau eines erfolgreichen Zahnarztes (Kurt Heintel) verwandelt, den Hauptanteil daran hat. Frau Ott ist nämlich der seltene Typ eines weiblichen Komikers. (Es ist nur schade, daß ihr der Ö-Dur- Ruhm im In- und Ausland doch etwas zu Kopf gestiegen zu sein scheint, weil sie jetzt immer ohne Rücksicht auf die jeweilige Rolle ihr gesamtes Register ausspielt — ob es nun paßt oder nicht. Die Hauptsache, die Leute lachen!) Regisseur Hans Hollmann hätte denn auch ab und zu dämpfen können. Nett Gisela Besch und der schlacksige Peter Kraus. Hübsch und technisch hervorragend gelöst die Bühnenbilder von Gaby Frey.
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