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Schlecht hören ist ein Ungeordnetsein des Menschen

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dieFurche: Sie haben im September Ihr Tomatis-Institut eröffnet Wie kamen Sie auf Tomatis?

Werner Pelinka: Ich habe eine Tochter, deren Sprachvermögen retardiert war. Eine erste Analyse des Haares ergab - sie besaß nur ein Viertel des notwendigen Zinks. Dank der Tomatismethode lernte sie nicht nur einzelne Wörter, sondern binnen eines Jahres fließend zu sprechen. Es gibt Zusammenhänge zwischen eingeschränkten Hörkurven und Magengeschwüren, Kontaktschwierigkeiten, Depressionen. Tomatis fand, daß sich die Probleme von selbst lösen, wenn die entsprechenden Frequenzen im Gehör aktiviert werden.

dieFurche: Wer ist Tomatis?

Pelinka: Alfred A. Tomatis wurde 1919 geboren. Er ist Neurochirurg und HNO-Arzt. Seine Methode des Hörens hochfiltrierter Klänge mittels eines elektronischen Ohres wurde vor über vierzig Jahren entwickelt. Sie wird heute in über 200 Instituten weltweit angewendet.

dieFurche: Wer ist Ihre Zielgruppe?

Pelinka: Musiker oder Sänger, die Probleme haben. Es könnten Studenten oder fertige Musiker sein, die Verschleißerscheinungen zeigen. Wenn man bedenkt, daß eine Sängerin - etwa bei Duetten - ungefähr 130 bis 150 De-zibel an Lautstärke ertragen muß, ist die hohe Belastung vorstellbar. Unter den berühmtesten Künstlern, die bei Alfred Tomatis Hilfe suchten, waren die Callas, Tito Gobbi oder Benjamino Gigli, auch Gerard Depardieu.

dieFurche: Popmusik ist ungesund laut, ist aber klassische Musik nicht minder schädlich?

Pelinka: Letztere ist differenziert und nicht durchgehend laut. Das rechte Ohr ist für die bessere Organisation des Körpers zuständig, die direkt in das Sprachzentrum der linken Hirnhälfte führt. Wenn man über das linke Ohr hört, kommt es über den Balken auch zur Vernetzung - allerdings, es dauert länger. Wer links stärker hört, hat eine lange Leitung.

dieFurche: Warum ist die Reaktivie-rung eines falsch justierten Ohres so wichtig?

Pelinka: Schlecht hören ist ein Ungeordnetsein des Menschen. Er bekommt viel Information, kann sie nicht einordnen und ist total verwirrt. Man hört das auch an der Stimme. Tomatis sagt: In der Stimme finden sich nur die Frequenzen, die das Ohr wahrnehmen kann. Dieser „Tomatiseffekt" ist wissenschaftlich abgesichert, darauf beruht die Audio-Psycho-Phonologie: Das Hören über das Hirn über die Nervenbahnen wieder zurück zur Phonation. Dieser kybernetische Kreislauf -in dem Tomatis von der Schulmedizin abweicht - kann über des elektronische Ohr korrigiert werden. Es werden dabei die Muskeln im Innenohr trai-niert.Horchen ist ein Willensakt, der vor allem die Aufgabe hat, das Hirn über das Cortische Organ (Teil des Innenohres) mit Energie zu versorgen. Wenn Patienten ertauben, werden sie nicht nur schlechter hören, sondern auch aggressiv - durch die mangelnde Versorgung des Gehirns mit Energie.

dieFurche: Kann man das Gehirn nur über das Hören mit Energie versorgen?

Pelinka: Haut und Ohr sind ein Sinnesorgan, man hört auch durch die Haut und über das Skelett. Diese Bereiche können die Versorgung ein wenig übernehmen.

dieFurche: In welche Abschnitte gliedert sich die Therapie?

Pelinka: Die erste Phase der Therapie führt den Patienten vom normalen Lufthören in das embryonale Hören. Im Bereich des pränatalen Hörens werden unbewußte, vorgeburtliche Eindrücke gemalt. Darauf folgt die akustische Geburt, wo man wieder in den Luftzustand übergeht.

So kann man etwa nachträglich einen Geburtsschock überwinden oder Auslassungen in den Frequenzkurven - die auf Traumata in der frühen Kindheit zurückgehen - kompensieren. Die zweite Phase bringt in sieben Tagen gefilterte Musik. Die Musik klingt also piepsig. Wir setzen - wegen des Obertonreichtums - Mozart und Gregoria-nik ein. Alle Versuche weltweit haben mit dieser Musik die besten Ergebnisse erzielt. Wichtig ist auch der Nachkontakt mit dem Patienten.

Das Gespräch führte Irene Suchy.

Das Tomatisinstitut befindet sich am Richard Wagner-Platz S/6,1160 Wien Anmeldung unter Tel und Fax (0222) 49 SS 771. Bei der Paracelsus Messe gibt es am Freitag, den 1. Dezember um 17.00 Uhr einen Vortrag über die Tomatismethode.

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