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Elf Monate ist es her, seit ein mysteriöser Autor in Österreichs größtem Kleinformat gegen die Schüssel-VP (damals: Wahlverlierer und nur mehr drittstärkste politische Kraft im Lande) vom Leder zog: "Eine Beauftragung Schüssels durch den Bundespräsidenten erscheint ... unmöglich" war "von besonderer Seite" in der Kronen Zeitung zu lesen. Der ÖVP gehe es ausschließlich um den Kanzlerposten, für die taktische Spiele der ÖVP würden die Wähler kein Verständnis aufbringen ... Mit solchen Anwürfen ereiferte sich der verborgene Schreiber, um Wolfgang Schüssel erneut in die Koalition mit Viktor Klima zu zwingen.

Im Oktober 2000 sind die Wunschträume nach einer Fortsetzung der rotschwarzen Regierung längst Geschichte, und der legendäre Riecher der Krone erschien desavouiert: So kapital wie bei der Bildung der gegenwärtigen Bundesregierung hat sich Hans Dichand selten verschätzt.

Sage aber einer, dass - trotz dieser Blamage - Österreichs Medien-Tycoon die Einflüsterungen bleiben lässt. Jedenfalls erschien am 30. Oktober in der Krone erneut eine Kolumne "von besonderer Seite".

Diesmal schickt sich der (un-?)bekannte Autor an, zur Filetierung des ORF aufzurufen: ORF 1 soll ein Privatkanal werden und ORF 2 öffentlich-rechtlich bleiben. Der Vorschlag - bislang vor allem aus den Reihen der FPÖ zu hören - bringt in die medienpolitische Debatte zwar eine weitere Facette ein, konstruktiv ist er dennoch kaum zu nennen. Das weiß auch "von besonderer Seite": Deshalb ist in der Krone einerseits zu lesen, dass ORF 1 privat und ORF 2 öffentlich-rechtlich Geld verdienen soll. Wenn jedoch einer davon mehr verdienen sollte, könnte man andererseits die Einnahmen beider "in einen Topf werfen und 50 zu 50 teilen".

Wenn dieser Vorschlag etwas mit Privatisierung und Marktwirtschaft zu tun haben sollte, dann haben wir etwas Wesentliches in Bezug auf die Ökonomie nicht verstanden. Außerdem ist unbestritten, dass öffentlich-rechtliches Qualitätsprogramm teuer und zu subventionieren ist; die Kritik am ORF entzündet sich ja daran, dass er das zu wenig tut.

Klar ist: Die "besondere Seite" in der Krone versucht, eine günstige Gelegenheit zu ergreifen, um den Boden für eigene TV-Aktivitäten zu bereiten. Also: "Krone TV" statt ORF 1.

Unser Bedarf nach solcher Veränderung hält sich aber in Grenzen: Österreich hat mit einer Krone ohne TV ja schon mehr als genug.

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