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Ob man daran denken wird?

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Im Juni dieses Jahres wird Igor S t r a-w i n s k y, der bedeutendste lebende Komponist, von seinen Musikerkollegen „Zar Igor“ genannt, achtzig Jahre alt. Wir gehören im allgemeinen nicht zu den Animatoren von Jubiläums- und Geburtstagsfeierlichkeiten, aber hier, so scheint uns, ist eine Ausnahme am Platz, zumal unserem Konzert-, Opern- und Ballettpublikum ein Großteil von Strawinskys Werken unbekannt ist.

Vor Jahren stand einmal Strawinskys einzige große Oper, die Moralität vom Ende eines Wüstlings („The Rake's Progress“), auf dem Spielplan des Theaters an der Wien. Dieses hochbedeutsame Alterswerk, die Summa gewissermaßen eines reichen Künstlerlebens, wurde indes nicht für wert erachtet, im neuen Haus aufgeführt zu werden (wo man uns inzwischen Pizzetti und Orff präsentierte und sich eben anschickt, anscheinend um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, „Rigoletto“ neu zu inszenieren und auszustatten). — Es wäre eine der Staatsoper würdige Aufgabe und bester Dienst an der Kunst — und damit auch am Publikum—, sich dieses Meisterwerkes anzunehmen.

Indem wir ans heute darauf beschränken, auf die Bühnenwerke Strawinskys hinzuweisen, muß daran erinnert werden. daß Strawinsky nicht nur die Ballette „Feuervogel“, „Petruschka“ und „Früh-Iingsfeier“ geschrieben hat, sondern über ein Dutzend Werke für die Tanzbühne: „Die Nachtigall“ nach einem Märchen Andersens, „Bauernhochzeit“, russische choreographische Szenen mit Gesang und Musik, „Pulcinella“, ein Ballett mit Gesang nach Musik von Pergolesi, das klassische Ballett „Apollon Musagetcs“, „Der Kuß der Fee“, ein allegorisches Ballett nach Melodien von Tschaikowsky, und „Ein Kartenspiel“. Zu den Tanzdichtungen Strawinskys kann man auch „Die Geschichte vom Soldaten“ und die Burleske „Reinecke Fuchs“ zählen. Und nach 1945 entstanden drei weitere bedeutende choreographische Werke: „Ballettszenen“, „Orpheus“ und „Agon“, ein — zugegeben — schwieriges Stück, das von Yvonne Georgi mit den Tänzern des Staatsopern-balletts einstudiert wurde, aber bald wieder vom Repertoire verschwand.

Wird man während dieser Spielzeit und spezieil während der Wiener Festwochen im Juni dieses Jahres den besonderen Anlaß wahrnehmen — und sich nicht mit kulturellen Reprisen oder mit einer Alibiveranstaltung im Redoutensaal begnügen? Das wäre zuwenig. Wir erwarten mehr.

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