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Von den Rauben zu den Weibern

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Friesach hat im elften Jahr einer ersprießlichen Tätigkeit Schiller und Shakespeare auf sein Programm gestellt, dem Grundsatz verpflichtet, einmal Werke der Klassiker den Burghofspielen einzuverleiben, und dann der Erfahrung getreu, neben der Tragödie dem Komödienspiel Raum zu geben, das in der Betonung des Komischen den Darstellern weitgehend entgegenkommt. So fiel die Wahl des Architekten Hannes Sandler, ohne den es kaum die Bühne auf dem Petersberg und ihre Belebung durch nunmehr gereifte Laiendarsteller geben könnte, auf Schillers jugendheißes Schauspiel „Die R ä u b e r“ in einer raffenden und straffenden Fassung von Harry Buckwitz und auf Shakespeares übermütige Szenenstory von de „Lustigen Weibern von Winds or“.

Sandler hat seine „Räuber“-Inszenierung mit kluger Üjpjfgung in Angriff, genommen^pd Ä***t ja-jäa. ejgener Bühnenbildner ist, ihr die™zerte- geschaffen, die um das Plus ..sinej:. JJreJjt&hne, —..aus Traversen, Lkw.-Achsen und Gummirädern köstlich improvisiert und vom Menschenmotor angetrieben — an Möglichkeit gewann. So kann der Schauplatz in imponierender Gestaltung ständig vom Schloß zum Wald und zurück wechseln und den Akteuren jenen Stimmungs-rautn geben, der ihnen vom Optischen her Entfaltungsmöglichkeit bietet. Ergebnis: eine Aufführung, die aus einem Guß geriet und bedeutendes Niveau erreicht. Sandler als Darsteller des Franz stellt die ganze abgründige Gemeinheit des CharakteTS betont zur Schau; er läßt sich keinen schiefen Blick und kein heuchlerisches Wort entgehen, er wird zum Bösen an sich und hält von der ersten bis zur letzten, im raffinierten Selbstmord kraß betonten Szene eine Auffassung durch, die durchaus gerechtfertigt erscheint. Dadurch gewinnt aber im Kontrast die geradlinige und von Schiller-Atem beflügelte Auslegung, die Robert Mößlacher dem Karl gibt, den er von der Erschütterung über die Rachsucht zur einsichtsvollen Resignation führt. Aus der Amalia sucht die begabte Gudrun Velisek alles herauszuholen, den alten Moor stellt K. Benesch mit ergreifender Würde dar. Von den Räubern ist der ausgezeichnete Spiegelberg (H. Köppl), der männlich-starke Schweizer (V. Pagitz) und der als Sprecher wohltuend auffallende Roller (J. Schuhmeyer) zu erwähnen. Doktor J. Mayer als Pastor Moser und H. Neunteufel als Daniel dürfen nicht übergangen werden. Die der Stimmung gut angepaßte synthetische Bühnenmusik Norbert Artners gibt der Aufführung eine tönende Stütze.

Mit den „Lustigen Weibern von Windsor“ begeben sich die Friesacher so richtig in ihr Element: Sie dürfen nach Gefallen drollig, übermütig, scherz- und tölpelhaft sein, sich richtig austoben. Die Regie Sandlers läßt ihnen freie Hand, zuweilen nur die

Ganzen geht. Den Schauplatz der „Räuber“ ohne jegliche Beeinträchtigung beibehaltend,' läßt Sandler die Weiber agieren, ihre Intrigen spinnen und den puterstolzen, wanstgewaltigen Sir John zum Gespött machen. Diesen spielt natürlich (und auch im Sinne der Dichtung natürlich) Sandler selber: Ausbund der Komik, jeder Zoll ein köstlicher Übeltäter von gewaltigen Dimensionen und doch in seiner Art liebenswert wie jede der Figuren, die sich ein Dichter ersann. Neben ihm bestehen in Ehren der Pfarrer Evans (K. Benesch), der in seiner Eifersucht und Borniertheit prächtige Fluth (Heinz Köppl), Heinz Neunteüfels Dr. Cajus und nicht zuletzt die anmutige Gudrun Velisek (Frau Fluth), die in ihrer Partnerin Fr. Page (Burgi Klaura) treffliche Ergänzung findet.

Der Erfolg der beiden Aufführungen war eindeutig: Initiative, Können, komödiantische Besessenheit und nicht zuletzt die Stimmung, die um die Burgruine am Petersberg liegt, haben Friesach in seiner Sendung erneut bestätigt.

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