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Eine „Bruderschaft der letzten Stunde”?
Die schauerliche Privatisierung des Sterbens muß ein Ende haben!” forderte der Wiener Pfarrer Josef Toriser beim Symposion „Menschlich sterben dürfen” im Bildungshaus der Jesuiten in Wien-Lainz. Aber der Tod, der laut Osterlied für Christen „keinen Stachel mehr” haben dürfte, ist nach wie vor eines der meistumschwiegenen Themen der Gegenwart. Man weicht dem Tod aus, solange man kann.
Anderen das Sterben zu erleichtern, keineswegs aber es künstlich herbeizuführen (was einer
Zustand aufklären soll oder nicht In der Theorie sei das einfach, meinten beide, in der Praxis habe es sich nur bei innerlich gereiften Patienten als vertretbar erwiesen, ihnen reinen Wein über eine unheilbare Krankheit einzuschenken.
Zum ‘ Hauptthema wurde schließlich, wie einem Sterbenden wirksam Beistand geleistet werden könne. Lassen sich Spitalsordnungen und das Recht des Patienten auf Verwandtenbesuch und einen Seelsorger immer auf einen Nenner bringen? Prof. Felzum Glück verbotenen aktiven Euthanasie gleichkäme), war das Thema der Lainzer Gespräche. Viele Fragen wurden dabei aufgeworfen, schlüssige Antworten konnten nicht immer gegeben werden. Denn Jeder stirbt anders”, wie es eine referierende Krankenschwester formulierte, Patentrezepte für den Umgang mit Sterbenden sind rar. Die Probleme sind keineswegs leicht in den Griff zu bekommen, vielleicht setzt man sich auch deshalb so ungern damit auseinander.
Die in Lainz referierenden Ärzte, Univ.-Prof. Karl Fellinger und Oberarzt Gottfried Roth, zeigten das Dilemma des Arztes auf, der vor der Entscheidung steht, ob er einen Todkranken über dessen linger brachte die Idee einer auf Sterbehilfe spezialisierten Gemeinschaft - Arbeitstitel „Bruderschaft der letzten Stunde” - ins Gespräch. Die Ausbildung ihrer Mitglieder könnten die Veranstalter des Symposions, Caritas und Katholisches Bildungswerk, übernehmen. Das Interesse unter den rund 150 Symposionsteil- nehmem schien daran sehr groß.
Eine Gefahr besteht allerdings dabei, und die wurde von Pfarrer Toriser auch aufgezeigt: IJaß durch die Übertragung der Sterbehilfe an eine Art Institution für alle anderen Christen die Welt wieder in Ordnung wäre. Genau das dürfte nicht passieren.
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