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Krieg um den Frieden

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Im Mai 1982 marschierten Tausende Friedensfreunde in Österreich, durch eine gemeinsame Plattform geeint, für das gemeinsame Ziel: den Frieden. Der heurige „Friedenstag“ am 22. Oktober wird, wenn es nicht noch in letzter Stunde zu einem allseitigen Einlenken kommt, eine Spaltung sichtbar machen.

Seit Monaten bastelt das „Friedensplenum“ an einer gemeinsamen Plattform. Wie im Vorjahr gehören Christen, Sozialisten, Kommunisten, Parteienvertreter und Parteigegner, Etablierte und Alternative dazu - und nicht wenige von ihnen dürften kaum mehr als sich selbst vertreten. Niemand kann prüfen, wer oder wieviele hinter einer Person stehen, die sich Zeit nimmt (und sie hat), an stunden- und tagelangen Diskussionen teilzunehmen.

Dennoch schien heuer wie im Vorjahr eine gemeinsame „Plattform“

möglich. Nun ist sie vorläufig gescheitert. Carteilverband (CV), Mittelschülerkartellverband (MKV), einige Studentengruppen und die Junge ÖVP sprangen ab, von zuviel „Linkslastigkeit“ irritiert.

Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Jugend Österreichs blieb dabei, was ihr viel Kritik eintrug. Aber die Wiener Katholische Jugend ist knapp am Absprung, während die Junge ÖVP Steiermark vielleicht doch mitmacht.

Entscheidungen dürften erst in dieser Woche fallen. Auch die Plattform wird noch als Geheimnis gehütet. Dem Vorwurf der „Einäugigkeit“ setzt Univ.-Prof. Erika Weinzierl die These entgegen, einäugig sei, wer die Friedensbewegung den Linken allein überlasse.

Weinzierl ist eine der vorgesehenen sieben Redner, eine von dreien aus

dem katholischen Bereich. Einer ist Kommunist.

Aber die Redneraufteilung stört Kritiker weniger als den, wie es heißt, zunehmend intoleranten Geist im Friedensplenum. Deshalb haben die „Dissidenten“ Alternativpläne entwickelt:

Die JES-Studenten wollen beim Südmährerkreuz in Kleinschweinbarth an der Grenze zur ČSSR eine „Europakundgebung“ veranstalten. Andere Jugendgruppen, vielleicht sogar die offizielle ÖH, wollen eine „Menschenkette“ zwischen amerikanischer und sowjetischer Botschaft in Wien bilden.

Böse Worte fliegen jetzt in der Öffentlichkeit hin und zurück: Krieg um den Frieden. Das ist schade. Einigkeit, die auf Ausgewogenheit der Argumente und der Temperamente aufbaut, wäre sehr zu wünschen. Ist es dafür wirklich schon zu spät?

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