Belarus: Widerstand im Abseits
Genau vor einem Jahr ließ sich Belarus‘ Machthaber Alexander Lukaschenko erneut wählen – und schlug Proteste dagegen brutal nieder. Die Opposition hat sich inzwischen im Ausland neu formiert.
Genau vor einem Jahr ließ sich Belarus‘ Machthaber Alexander Lukaschenko erneut wählen – und schlug Proteste dagegen brutal nieder. Die Opposition hat sich inzwischen im Ausland neu formiert.
Eigentlich sollten die Wahlen am 9. August 2020 zur Fußnote in der Geschichte Belarus‘ werden. Doch was in den Stunden nach der Wahl passierte, in den darauffolgenden Tagen, Wochen und Monaten, wurde zur Zäsur. Hunderttausende Belarussen strömten auf die Straßen, um zu demonstrieren und ihrer Wut Luft zu machen. Ihrer Wut auf Machthaber Lukaschenko, ihrer Wut auf ein System, das gefälschte Wahlen benutzt, um sich zu legitimieren. Seit 27 Jahren ist Lukaschenko an der Macht. Demos gab es immer wieder. Doch nichts davon ist vergleichbar mit dem, was sich seit einem Jahr in Belarus zuträgt.
Es ist still geworden auf den Straßen Belarus‘. Tausende Menschen haben das Land verlassen, der Großteil von ihnen ist in die Nachbarländer geflohen und hat sich dort neu organisiert. Auch die wichtigsten Oppositionspolitiker haben Asyl gesucht: Swetlana Tichanowskaja in Litauen, Pawel Latuschko in Polen. Fast alle Politiker und Aktivisten, die sich entschieden haben, in Belarus zu bleiben, wurden verhaftet: Rund 500 Menschen sitzen aktuell als politische Gefangene in Gefängnissen.
Als Lukaschenko ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius entführen ließ, um den Blogger und Regimekritiker Roman Protassewitsch zu verhaften, fanden die großen Demos nicht in Minsk statt sondern in Vilnius, Warschau, Krakau und auch in Wien. Oli Kowalska organisierte den Protest in Krakau. „Es war ein großer Erfolg“, sagt sie. „Es kamen so viele Menschen, auch einige Politiker waren dabei.“
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