Am Sonntag beginnen die Tagungen der diesjährigen Synoden der evangelischen Kirche, heuer in Innsbruck. Synode, das heißt: ein dicker Ordner voller Unterlagen, Anträge und Abänderungsanträge, lange Sitzungen, kontroverse Diskussionen, Abstimmungen.
Synode, das heißt heuer: die Wahl von zwei Oberkirchenräten/-rätinnen. Einmal für das Personalreferat, einmal für das Referat eines "weiteren geistlichen Oberkirchenrats". Mehrere Personen stellen sich dieser Wahl, Frauen und Männer. Synode, das heißt auch: ein Festvortrag des Soziologen Peter L. Berger aus Boston, USA, zum Thema "Protestantismus heute" in den Räumen der katholisch-theologischen Fakultät.
Synode, das heißt: Kirchenleitung auf evangelisch. Geistliche und Weltliche, Vertreter und Vertreterinnen aus allen sieben Diözesen Österreichs arbeiten gemeinsam an der Zukunft dieser Kirche. Manchmal geht es dabei heiß her. Manchmal stehen Meinungen gegen Meinungen und es scheint keinen Kompromiß zu geben. Manchmal jedoch scheint der Heilige Geist Gast zu sein und unserer Kirche den Weg zu weisen.
Synode, das heißt: Tage voll ehrlichem Ringen aus christlicher Überzeugung in evangelischer Ausprägung. Tage voller Fragen, was dieser Kirche und ihren Menschen jetzt und in Zukunft gut tut. Synode, das heißt heuer für viele: Abschied nehmen von dieser Art der Leitungsverantwortung. Neue Gemeindevertretungen sind gewählt, damit wird sich auch die personelle Zusammensetzung der Synoden ändern.
Synode '99 - was werden die Ergebnisse sein? Wird es eine Synode des mutigen Gehens in die Zukunft sein oder wird es ängstliches Zögern und kleingeistiges es allen recht machen wollen bedeuten?
Was ich mir wünsche: daß sich der reformatorische Geist Bahn bricht, der davon überzeugt ist, daß die Kirche immer zu verändern sei. Daß nichts dazu verdammt ist, so zu bleiben, wie es war. Schließlich sind Synoden nicht um ihrer selbst willen da, sondern sind Werkzeug, um der Kirche den Weg in die Zukunft zu ebnen. Und dies geschieht nur dort, wo wir wach und mutig in weltbezogener Nüchternheit unsere Entscheidungen treffen für die Menschen, die uns anvertraut sind.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!