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Auf dem Weg zur Dauerreform

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Eine „Zwischenbilanz“ sollte bei der Sitzung der Zentralkommission der Wiener Diözesansynode am vergangenen Samstag in der neuen Burg in Perchtoldsdorf bei Wien gezogen werden. Das Bild vom Stand dieser Synode, das aus den Berichten und Diskussionen entstand, kann als sehr unterschiedlich bezeichnet werden. Neben bereits fertigen Textentwürfen zur Vorlage an die Synode selbst, haben es manche Kommissionen und Arbeitskreise erst zu einer Zusammenstellung von Problemen gebracht, die sie erörtern wollen. Dennoch läßt sich sagen, daß aus den Vorbereitungsarbeiten, an denen bisher zirka 400 Personen in Kommissionen, Subkommissionen, Arbeitskreisen und Teilarbeitskreisen teilgenommen haben, langsam die künftige Gestalt und die Tendenzen des Endergebnisses der Synode sichtbar werden.

Kernpunkt und Motto der Synode ist das Sichtbarwerden des Volkes Gottes in der Kirche von Wien, „daß doch die Gemeinschaft unseres Glaubens wirksam werde.“ Auf dieses Motto hin sollen nach dem Wunsch des Vorsitzenden der Vorbereitungsarbeiten zur Synode, Erzlbischof Dr. Jadhym, die Texte der Synode ausgerichtet sein. Ziel der Arbeit und der vorzubereitenden Texte ist es, die Lebensvollzüge der Kirche von Wien intensiver zu gestalten, die Verantwortlichkeit jedes Christen für die Kirche zu wecken und zu stärken, und den Christen in der Erzdiözese Wien bewußt zu machen, daß sie in einer pluralistischen Gesellschaft nicht mehr „nur von Priestern Beseelsorgte“, sondern eine bewußt und entschlossen missionierende Minderheit sein müssen.

Die Synode soll, so konnte aus mehreren Feststellungen und auch aus dem Referat von Erzbischof Dr. Jachym geschlossen werden, kein einmaliger Akt sein, sondern vielmehr der Auftakt zu einer „Dauerreform“, das heißt es sollen in Abständen von drei bis fünf Jahren ständige Bestandsaufnahmen der dringenden Aufgaben durchgeführt werden und ihren entsprechenden Niederschlag in der diözesanen Planung finden.

Daraus ergibt sich die Frage nach dem Verhältnis der diözesanen Ergebnisse zu den Texten des Konzils. Wenn es auch das erste Ziel der Synode war, eine Applikation der Konzilstexte auf das Gebiet der Erzdiözese Wien vorzunehmen, so kann dies doch in keiner Weise bloß in Form eines Kommentars mit entsprechendem Lokalkolorit geschehen, sondern es muß — das zeigen die einzelnen Texte an vielen Stellen — in gleicher Weise von den Bedürfnissen der Wiener Erzdiözese und ihrer konkreten Situation ausgegangen werden.

Die dritte Kernfrage, die sich beim Studium der bisher vorliegenden Texte und Arbeitsvorhaben ergibt, ist die Frage nach der räumlichen Zielrichtung dieser Synode. Viele der Texte könnten ohne weiteres gesamtösterreichische Geltung erhalten, weil sie grundsätzliche österreichische Anliegen aufgreifen, und gesamtösterreichische Trends und Imperative aufzeigen. So wurde auch eine Anregung von Universitätsprofessor Klostermann, der zugleich Mitglied mehrerer Kommissionen der Wiener Diözesansynode und Mitglied der von der österreichischen Bischofskonferenz eingerichteten postkonziliaren Studienkommission ist, von einer bedeutenden Zahl der anwesenden Synodalmitglieder aufgegriffen. Er meinte, man sollte doch zu jenen Problemen, die nicht spezifisch Wiener Charakter haben, eine gesamtösterreichische Studientagung abhalten, bei der die Ergebnisse der postkonziliaren Studienkommission mit den Ergebnissen der Vorbereitungsarbeiten der verschiedenen Diözesansynoden konfrontiert werden könnten; auf diesem gesamtösterreichischen Hintergrund könnten dann leichter spezifische Wiener Probleme aufgegriffen werden. Fast alle der derzeit schon ausgearbeiteten Texte — die Vorschläge zur Seelsorge in Pfarre und Dekanat, zur Stadtkirche, der Text der Kommission für die Massenkommunikationsmittel und auch eine Reihe von Vorschlägen der Kommission „Laien-apostolat“ — könnten als Texte von gesamtösterreichischer Bedeutung angesprochen werden. Letztlich sind es fast nur die Raumordnungsfragen, die nur diözesanen Charakter haben.

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