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Vom Geist der Synoden

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Die Zeit der Synoden ist in der Kirche Österreichs angebrochen. Eine Diözese nach der anderen läßt aus dem Mund des Diözesanbischofs die Abhaltung einer Synode verlautbaren.

Es -wird sich zunächst daher als notwendig erweisen, sich über die Zielsetzungen von Synoden klarzuwerden. Man hat bei den ersten Konzilssessionen immer wieder darauf hingewiesen, daß zwar die konkreten Ergebnisse der Beratungen sehr gering waren, aber der Geist des Konzils habe Triumphe gefeiert. Es geht also offenbar bei einer Synode zuerst um die Ergriffenheit vom heiligen Pneuma, und dann erst um Konstitutionen und Dekrete, die in einem langen Ringen erarbeitet werden. Diözesansynoden müssen darum zuerst vom Geist des Konzils ergriffen werden. Würden sie nur den Buchstaben des Konzils interessant finden und darauf bedacht sein, ihn zu einer Art Diözesanrecht zu machen, dann brauchte man in der Tat von einer Synode nicht viel erwarten. Auch hier gilt: Der Buchstabe tötet, nur der Geist macht lebendig. So ist die Sorge um den Geist der Diözesansynoden berechtigt.

den nicht jene Repräsentanz, Durchschlagskraft, Kapazität und jenen Einfluß haben, wie dies bei der Väterversammlung in Rom der Fall war. Sie meinen, Reformcharismen wären in den Diözesen und Gemeinden nur in einem bescheidenen Ausmaß zu finden, so daß in der Synode einer Durchschnittsdiözese von vornherein das bewahrende und statische Element vorherrscht.

Man muß solche Befürchtungen nicht unbedingt teilen, aber es ist gut, sie zu beachten, denn die Präsenz und das Wort der Charismatiker dürfen bei einer Synode nicht fehlen. Die Charismatiker gehören schon in die Vorbereitungskommissionen. Man soll natürlich nicht das Gespenst an die Wand malen, daß Vorbereitungskommissionen, in denen auch Juristen, kirchliche Manager und klerikale Laien sitzen, von vornherein immun sind gegen Einsprechungen des Heiligen Geistes. Wer das kirchliche Leben kennt, muß der Wahrheit halber sagen, daß keineswegs die unteren Ränge des kirchlichen Lebens die Charismen, insbesondere die Reformcharismen gepachtet haben. Weder das „Oben“ noch das „Unten“ darf bei einer Synode ausgeschaltet werden. Auch Juristen und Ordinariatsgeistliche können Reformcharismen besitzen.

Entfaltung, nicht Wiederholung des Konzils

Eine Synode hat nicht die Aussagen des Konzils mit anderen Worten zu wiederholen. Sie sollte vielmehr die Aussagen des Konzils entfalten, ergänzen und auf die gegebene Situation hin interpretieren. Daneben wird man aber auch von einer Synode verlangen müssen, daß sie auch eine prophetische und selbstkritische Aufgabe wahrnimmt, die ihr zukommt. Sie hat die Dinge, die in der Diözese überholt sind, beim Namen zu nennen und Vorschläge für neue Strukturen zu machen. Dabei wird es auf den Geist der Freiheit, der Offenheit, des Mutes, des Experimentes, der Konfrontation mit dem Evangelium und der Liebe zum pilgernden Gottesvolk ankommen. Dieses erwartet von einer Synode Orientierung, Wegweisung und Hilfe.

In der Tat gibt es so etwas wie eine Angst vor dem Reformgeist einer Kirchenversammlung. Sie führt dazu, Reformen, die gegen die Hutschnur gehen, abzubiegen oder sie als untragbar und häretisch zu erklären. Wir alle sind mit Schwachheit behaftet und immer versucht, das Evangelium für uns zurecht zu richten. Ängstlich in diesem Sinn war auch die römische Kurie. Sie traute nicht dem Charismatiker Johannes. Mit Ängstlichen muß auch eine Diözesansynode rechnen. Man wird sie in den Ordinariaten ebenso finden wie in den Pfarrhöfen und unter den sonntäglichen Kirchen- besuchem. Manche halten deswegen von Diözesansynoden sehr wenig. Sie fürchten, daß die Charismatiker und Vorwärtsdrängenden bei Syno- einer Durchschnittsdiözese von vornherein das bewahrende und statische Element vorherrscht.

Man muß solche Befürchtungen nicht unbedingt teilen, aber es ist gut, sie zu beachten, denn die Präsenz und das Wort der Charismatiker dürfen bei einer Synode nicht fehlen. Die Charismatiker gehören schon in die Vorbereitungskommissionen. Man soll natürlich nicht das Gespenst an die Wand malen, daß Vorbereitungskommissionen, in denen auch Juristen, kirchliche Manager und klerikale Laien sitzen, von vornherein immun sind gegen Einsprechungen des Heiligen Geistes. Wer das kirchliche Leben kennt, muß der Wahrheit halber sagen, daß keineswegs die unteren Ränge des kirchlichen Lebens die Charismen, insbesondere die Reformcharismen gepachtet haben. Weder das „Oben“ noch das „Unten“ darf bei einer Synode ausgeschaltet werden. Auch Juristen und Ordinariatsgeistliche können Reformcharismen besitzen.

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