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Weiterbildung der Priester

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„Die Theologie entwickelt sich sehr rasch. Das Konzil hat diese Entwicklung beschleunigt. Niemand kann sich heute mit einer Schultheologie zufriedengeben, sondern muß sich ständig weiterbilden, wie dies auch in anderen Berufen gefordert ist.“

Mit diesen Sätzen wird eine Syinodenunter- lage eingeleitet, die sich mit der Weiterbildung der Priester beschäftigt.

Es wird darauf hingewiesen, daß sich nicht bloß die Theologie weiterentwickelt, sondern ebenso vehement alle anderen Wissenschaften; die Menschen haben heute die Möglichkeit, an dieser Entwicklung teilzuhaben, was vom Priester ein ständiges Offensein und Weiterbilden verlangt, um mit dieser Welt im Dialog bleiben zu können.

Was bisher geschah:

In den letzten Jahren seit dem Konzil wurden durch das einschlägige Referat am Seelsorgeamt Wege gesucht, die Seelsorger mit der geistigen Entwicklung zu konfrontieren Zu Beginn der Sommerferien wurde bisher jedes Jahr eine Bibeltagung gehalten, heuer über das Thema „Botschaft der Bergpredigt. Kritik der alten Ordnung“ mit Dr. Knorzer (Stuttgart).

Vor Beginn des neuen Schuljahres wurde Jedes Jahr ein Studientag zu einem wichtigen Pastoralen Thema durchgeführt, wie etwa „Bibelarbeit in der Pfarre“ (Prof. Bruno Dreher), „Fragen der Ehemoral“ (Prof. Leonhard Weber, München), „Theologische Strömungen heute“ (Prof. Ratzinger) u. a. An diesen Studientagen nahmen fast die Hälfte aller aktiven Seelsorger teil. — Für die ersten drei Jahrgänge der Kooperationen findet jedes Jahr im Herbst eine Fortbildungswoche statt, die mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Ebenso wird auch die Pfarrbefähigungsprüfung mit einer Einführungswoche vorbereitet.

Diese außergewöhnlichen Tagungen und Kurse müssen ihren Niederschlag und die Fortsetzung finden in der ständigen Weiterbildung der Priester, die in kleinen Gemeinschaften und Konferenzen ständig geschehen muß. Die monatlichen Dekanatskonferenzen, bei denen sich die Priester eines Dekanates treffen, haben manche Wünsche offen gelassen, weil für die eigentliche Weiterbildung nicht viel Zeit blieb. Daher hat Erzbischof Dr. Andreas Rohracher jedes Jahr die Priester gebietsweise für eiinen ganzen Tag zusammen- gltufen. "ter %ftiHngt diesen “Pastoraltag mit seinen Priestern und bespricht wichtige seelsorgliche Fragen, unterstützt von Referenten der Diözese.

Ein wesentlicher Bildungsvorgang ereignet sich jedoch in den kleinen Runden und Arbeitskreisen der Priester. Zur Vorbereitung auf die Diözesansynode wurden im Jahre 1967 in jedem Dekanat zu folgenden Themen Arbeitskreise gebildet: „Dienst und Leben des Priesters“; „Fragen der Verkündigung heute“; „Liturgie“; „Zusammenarbeit mit Laien in der Pfarre“; „Tourismusseelsorge“. Die Arbeit in kleinen Kreisen hat sich als äußerst fruchtbar erwiesen, nicht bloß was die sachlichen Ergebnisse betrifft, die in den Synodenvorbereitungen eingeflossen sind, sondern besonders im Hinblick auf die Gemeinschaftsbildung unter den Priestern.

In diesem Jahr der Synode mußten diese Arbeitskreise eine Kraftprobe bestehen: Jeden Monat wurde ein Text einer Synodenkommission den Priestern zur Stellungnahme zugesandt. Die kleinen Kreise haben diese Texte durchberaten und dann in der Dekanatskonferenz nochmals im Plenum besprochen und die Ergebnisse abgestimmt. Die gemeinsame Meinung eines Dekanates wurde dann der Synodenleitung zur Verfügung gestellt. Dadurch hat sich in der ganzen Diözese ein geistiger Vorgang ereignet, der nicht zu unterschätzen ist.

Was schlägt die Synode vor?

Die bisherigen, oben erwähnten Einrichtungen sollen beibehalten werden. Die Kurse, Tagungen und Kreise sollen jedoch nach einem gut überlegten Plan, der sich über mehrere Jahre erstreckt, durchgeführt werden.

Von den Priestern selbst wurde der Vorschlag gemacht, nicht bloß einmal im Jahr einen ganztägigen Pastoraltag in den Gebieten zu halten, sondern viermal, wobei wenigstens an dreien dieser Tage ein Fachmann der theologischen Fakultät oder der pastoralen Praxis eingeladen werden soll.

Die Tniennal- und Pfainrbefähigungsprüfun- gen sollen neu geordnet werden: Die Prüflinge erhalten zeitgerecht ein schriftliches Thema, das möglichst aus der Praxis genommen wird. Sie geben selbst Literatur an, über die sie mit den Prüfenden ein Gespräch führen wollen, und schließlich gibt natürlich auch der Fachprofessor Literatur an, die durchgearbeitet werden soll. Die „Prüfung“ soll dann so geschehen, daß Prüflinge und die Professoren einige Tage mitsammen verbringen und in Gesprächen der ganze Stoff aufgearbeitet wird, wobei dier Professor sich ein Urteil bilden kann, ob die Literatur entsprechend verarbeitet ist. Bei der Pfarrerprüfung soll besonderer Wert auf den Nachweis gelegt werden, eine Pfarre leiten zu können.

Die Arbeitskreise, die sich zur Vorbereitung auf die Synode gebildet haben, können wohl nicht in dieser Form weitergeführt werden, es soll aber jede Möglichkeit gefördert werden, daß sich zu Sachgebieten Arbeitskreise in der ganzen Diözese bilden, wie etwa Verkündigung, Bibelwissenschaft, Jugendseel- sörge, Katechetik, Liturgie usw. —Inoffiziellen Zusammenkünfte, wie etwa die Kaplanstreffen, sollen möglichst gefördert werden; sie bilden heute einen wesentlichen Teil der Priesterweiterblldung.

Die Dringlichkeit der Weiterbildung und das weite Gebiet der Aufgaben verlangt einem eigenen Referenten, der sich um diese verschiedenen Aufgaben bemühen soll. — Es soll möglichst wenig Zwang ausgeübt werden, Kurse besuchen zu müssen, jedoch soll es immer mehr Selbstverständlichkeit und Gewissenspflicht eines Priesters sein, sich entsprechend weiterzubilden, um den immer schwieriger werdenden Aufgaben einigermaßen gerecht werden zu können.

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