In Salzburg habe ich die ersten 28 Jahre meines Lebens verbracht. Die zweiten anderswo. Die Stadt ist das geblieben, was sie immer war: wunderschön. Aus aller Welt kommen Besucher, um sich an dieser Schönheit zu erfreuen. Für die Bewohner der Stadt und die in ihr Tätigen ist dieser Ansturm mit Verantwortung verbunden, erscheint mir. Wie wird mit den Besuchern umgegangen? Sind sie willkommen und werden sie der Schönheit der Stadt entsprechend behandelt?
Umgekehrt lässt sich aber auch fragen: Wie wird mit denen umgegangen, die sich um die Besucher bemühen? Immer wieder ist zu hören, die Stadt mit ihren Festspielen diene doch bloß der Selbstdarstellung einer gehobenen Gesellschaft. Um die anderen würde man sich ohnedies kaum kümmern.
Doch wer die Stadt im Sommer besucht, erfährt etwas anderes. Die Schönheit hat etwas Erlösendes. Auch ohne große Summen auszugeben lässt sich das erfahren. Öfters habe ich daher das Café Tomaselli besucht. Erlösung ohne Café kann ich mir nämlich nicht vorstellen. Anscheinend bin ich mit dieser Vorstellung nicht der Einzige. Auf jeden Fall ist das Café überlaufen.
Beim fünften und letzten Besuch habe ich mich beim Ober bedankt, wie gut und freundlich die Bedienung sei. Er hat sich sichtlich gefreut. Als ich kurz weg war, kam er aber noch einmal zu meinem Bruder und fragte diesen, ob er das Kompliment auch richtig verstanden habe. Er meinte, es sei möglicherweise ein Hinweis auf Mängel gewesen, eine höflich verpackte Beschwerde. Mein Bruder hat ihm versichert, dass ich es positiv gemeint habe.
Aber was muss dieser Ober erfahren haben, dass er auf einen solchen Gedanken kommen kann? Wer sich um andere bemüht, muss sich offenbar auf allerlei gefasst machen.
* Der Autor ist Kunsthistoriker und Rektor der Jesuitenkirche in Wien
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