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Die Bildwelt der gotischen Kathedrale
Ein bis heute unübertroffenes Standardwerk über die gotische Kathedrale in Frankreich als Gesamtkunstwerk.
Ein bis heute unübertroffenes Standardwerk über die gotische Kathedrale in Frankreich als Gesamtkunstwerk.
Wann werden wir .endlich begreifen, daß Frankreich auf dem Gebiet der Kunst nie etwas Größeres geschaffen hat als seine Kathedralen?“
Mit diesem Satz schließt Emile Male seine berühmte Abhandlung über „Die kirchliche Kunst des XIII. Jahrhunderts in Frankreich“, deren erste Auflage im Jahr 1898 und deren 10. 1986 in Paris erschienen ist. Nun liegt die in vielerlei Hinsicht verbesserte und durch Gilles Chazal, Professor für Christliche Ikonogra-
[)hie an der Ecole du Louvre, aktua- isierte zweite Auflage der deutschen Übersetzung (die von Gerd Betz besorgt wurde) als Sonderausgabe vor. Der Titel entspricht zwar nicht dem Original, gibt aber die Intentionen von Werk und Autor durchaus zutreffend wieder: „Die Gotik. Die französische Kathedrale als Gesamt- tunstwerk“. Das Motiv dieser in ihrer Kohärenz klaren Interpretation tann dem Vorwort entnommen werden: „Wer immer unvorbereitet vor das Portal von Amiens tritt oder vor die Nordfassade in Chartres, wird eine verschlossen Welt vor sich ha- aen, in die er ohne Führer nicht einzudringen vermag.”
Emile Male (1862-1954) erschließt tatsächlich den schier unerschöpflichen Reichtum an Bedeutungen der gotischen Kathedrale und ihrer Ausstattung mit Reliefs,
Skulpturen und Glasmalerei. Die Gliederung entnimmt er der Literatur des Mittelalters, die zwischen Natur, Wissenschaft, Moral und Geschichte unterscheidet und so das gesamte Heilsgeschehen und die profane Geschichte bis zum Ende der Zeiten umfaßt.
Trotz neuerer Forschungen ist der Inhalt dieses Bandes beständig geblieben. Emile Male versuchte nämlich die gotischen Kathedralen aus ihrer und nicht aus heutiger Zeit heraus zu verstehen. Im Mittelalter hatte die Kunst nämlich die Funktion, die vielen Menschen, die nicht lesen und schreiben konnten, zu unterrichten. All jene, die „Gottes heiliges Volk“ genannt wurden, lernten hier „durch den Augenschein fast alles, was sie von ihrem Glauben wußten“.
Systematische Klarheit und konkrete Anschauung verbindet der Autor in den mehr als 150 großformatigen Abbildungen, vielen Skizzen, Innen- und Außenansichten und unter Einbeziehung der Buchmalerei. Wer an Bildinhalten aus der Welt des Mittelalters interessiert ist, wird diesen Band nicht missen wollen.
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