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Dürer, Rembrandt, originale Baurisse für den Stephansdom
Zwei Stockwerke des von Roland Rainer entworfenen Neubaus gegenüber der Wiener Se-cession werden nach Fertigstellung noch in diesem Jahr von der Gemeinde Wien der Akademie der bildenden Künste übereignet. Sie sollen einerseits dem Kupferstichkabinett der Akademie, der zweitgrößten Graphiksammlung des Landes nach der Albertina, zur Verfügung stehen, andererseits entsteht dort eine rund zweitausend Quadrameter große Ausstellungshalle für die Akademie selbst.
Für das Kupferstichkabinett bedeuten diese 1.300 Quadratmeter Fläche im ersten und zweiten Stock des Gebäudes - so dessen Leiter Robert Wagner -, daß die rund 30.000 Originalzeichnungen und rund 30.000 Druckgraphiken der Sammlung nun nach neuesten technischen und sicherheitsmäßigen Erfordernissen aufbewahrt und präsentiert werden können. Die wertvollen Objekte — Originale von Dürer, Rembrandt, 250 gotische Baurisse (darunter Originalzeichnungen von Meister Pilgram und Meister Puchsbaum für den Wiener Stephansdom), Zeichnungen des Barock und des 19. Jahrhunderts (darunter Gauermann, Daffinger, Ender, Klimt, Schiele), die Nachlässe von Theophil Hansen, Gottfried Semper, Karl Hasenauer oder Ernst Anton Plischke -werden in den neuen Depoträumen bei einer gleichmäßigen Temperatur von 18 Grad und entsprechender Luftfeuchtigkeit lagern. Die Blätter werden außerdem in Hinkunft anstelle in umfangreichen Mappen wesentlich schonender einzeln in Passepartouts aufbewahrt.
Dem Kupferstichkabinett wird im Neubau aber auch ein fünfundzwanzig Meter langer Ausstellungsraum zur Verfügung stehen. In ihm sollen vier bis sechs Ausstellungen im Jahr stattfinden, so können alternierend Teile dieser wertvollen Sammlung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Weiters ist für Studierende ein Seminarrraum vorgesehen, in dem - unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen - auch Originale aus dem Depot studiert werden können. Bildnerischen Erziehern, Restauratoren, Architekten oder Wissenschaftlern stünde damit der Werkbestand der Akademie für ihre Arbeiten zur Verfügung, was bisher aufgrund der räumlichen Beschränkungen nicht möglich war.
Eine erste Schau im neuen Ausstellungsraum sollte wohl eher einen Überblick über die vorhandene Sammlung geben, etwa unter dem Motto „Meisterwerke des Kupferstichkabinetts”. Dann könnte beispielsweise eine Ausstellung mit einer Auswahl aus den rund 800 Aquarellen der Manufaktur-Zeichenschule für Textilentwürfe des 19. Jahrhunderts folgen. Eine ExtraAusstellung müßte wohl den vorhandenen gotischen Baurissen gewidmet werden. Von didaktischem Wert wäre auch eine Schau, die anhand vorhandener Originale die verschiedensten graphischen Techniken vergangener Jahrhunderte exemplarisch darstellt. •
Als wesentliche Voraussetzung für diese neuen Initiativen sieht Bobert Wagner allerdings die Bereitstellung zusätzlichen Personals an, sowohl für die Planung, Gestaltung und Betreuung der wechselnden Ausstellungen wie auch für den erweiterten Studienbetrieb samt EDV-Katalogisie-rung und Aufsicht. Für die Besoldung dieses Personals wird das Wissenschaftsministerium zuständig sein.
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