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Nieder mit 26. Dezember
Nach der Schlacht um den 8. Dezember ist der Siegeszug nicht mehr aufzuhalten: Massen von Menschen mit prall gefüllten Geldbeuteln stürmen die Geschäfte. Die Beligion des Ein-käufertums verlangt ihre Opferaltäre und ihren öffentlichen Kult. Einkaufen ist Inbegriff der Bürgerfreiheit. Wer uns am Einkaufen hindert, ist ein staatsbürokratischer Beglementierer.
Wie groß ist eigentlich die Not der Wirtschaft 1995? Etwa so groß wie die Hungersnot nach dem Ersten Weltkrieg? Oder vielleicht wie die Kriegswinter 1943 und 1944? Natürlich bin ich Bealist und weiß, daß die Not 1996 leicht noch grösser werden könnte. Und gar erst, wenn die Währungsunion kommt. Daher stelle ich der furche - exklusiv - die neuen Therapiepläne zur Verfügung.
Dreikönig, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam und Nationalfeiertag sind ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können. Ganz zu schweigen von den wirtscriafts-zersetzenden schulfreien Landesheiligen und Allerseelen. Unsere Kinder müssen lernen, daß sich Leistung wieder lohnt. Bei einem Wirtschaftswachstum von unter einem Prozent müssen der 1. Jänner, der Karfreitag und Ostermontag, der 1. Mai, der 15. August, Allerheiligen sowie der 26. Dezember unter den Hammer.
Als ich am 8. Dezember fernsah, mußte ich lachen: Kaufkraftabfluß gestoppt! Wie intelligent sind eigentlich unsere österreichischen Mitbürger? Wer in Italien einen billigen Anzug kaufen wollte, fährt plötzlich nicht mehr hin und kauft in Österreich einen teuren, nur weil am 8. Dezember geöffnet ist. Die Tageslosung dieses Hochfestes ist nach der Addition des OBF jenes Geld, das sonst im feindlichen Ausland ausgegeben worden wäre. Haben diese Journalisten auch ganz bestimmt beobachtet, ob keiner der Helden des 8. Dezember heimlich am Samstag über die Grenze gefahren ist?
Kein Zweifel: Hier setzt sich eine neue Beligion durch. Statt Sonntagsgebot und Steuerpflicht nun bald Einkaufszwang für alle Bürgerinnen. Zum Einstieg wäre der 26. Dezember ideal: als Tag des großen Umtauschens. Bei Tausenden von Weihnachtsgeschenken stimmt doch irgendetwas nicht. Warum also warten wir bis zum 27.? Auch das Umtauschen kann als religiöses Ereignis begangen werden. Wenn ich in Tirol die einkaufenden Touristen beobachte, danke ich Gott für die Dummheiten der anderen Staaten: Würden sie bloß den Urlaub oder ihre Feiertage abschaffen, dann könnte ihnen sowas nicht passieren. Milliarden von Dollars und DM fließen auf diesem Wege zu uns. Beten wir anstelle der unbefleckt empfangenen Gottesmutter lieber zum Gott Mammon. Vielleicht sollten die Pfarrer zu Weihnachten einen Seitenaltar für den Winterschlußverkauf bereitstellen - statt der veralteten Weihnachtskrippen?
Der Autor war
Nationalratsabgeordneter.der Grünen Diesmal hat er nicht mehr kandidiert
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