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Die schwarzen Roten
Der Sekretär des Finanzministers, dessen Nachfolger als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus (ACUS) er nun ist, hat ein Buch über Kirche und Sozialdemokratie in Österreich geschrieben: ein notwendiges, ein um Faktentreue bemühtes, alles in allem gutes Buch.
So mancher Konflikt der Vergangenheit erscheint im Rückblick als völlig unnötig: etwa das Streben der katholischen Kirche nach Aufhebung der obligatorischen Staatstrauung ebenso wie die jahrelange Nichtanerkennung des Konkordats durch die SPÖ.
Steger kennzeichnet die Wendepunkte der Entwicklung: Parteiprogramm 1958 und Parteitag 1959 bei der SPÖ, „Mariazeller Manifest“ 1952, Sozialhirtenbrief 1956 und Konzil auf Kirchenseite.
Er registriert die (fast verwirrend) vielen Kontaktkreise der Zweiten Republik seit Norbert Bischoff (er schreibt sich mit zwei f) und Knoll, Pfliegler, Klein- happl und würdigt die SPÖ-Brük- kenbauer Zechmeister, Massic- zek, Tschadek, Neugebauer, aber auch Pittermann, Slavik und natürlich Kreisky — nur Franz Olah kommt deutlich zu kurz.
Er registriert aber auch die konsequenten Bremser wie Hindels, Weikhart, Suttner, Stemmer u. a. Übrigens fanden auch Anwälte der Verständigung oft eine harte Sprache — so Blecha gegen katholische Studentenheime noch 1954 oder Tschadek, der den skandalös anmaßenden Satz sprach: „Was immer die Volkspartei von christlicher Weltanschauung spricht, hat mit christlicher Weltanschau- ‘ ung nichts zu tun.“
Die „kirchliche Kanzeldemagogie“ in der Monarchie zugunsten der Christlichsozialen (S. 19) muß man freilich wohl nicht nur als Kritik am atheistischen Sozialismus, sondern auch am pietisti- schen Konservativismus auffassen. Und der eine Satz auf Seite 27 wird wirklich nicht allen „Hemmungen“ christlicher Demokraten gegenüber der Dollfuß-Diktatur gerecht, wie auch der Episkopat nicht nur .»Akkomodationspolitik gegenüber dem deutschen Faschismus“ (S. 28) betrieb.
Bemerkenswert die differenzierte Schilderung von SPO und ACUS wie auch der Kirche heute, wo etwa der Katholischen Arbeiterjugend und der Katholischen Sozialakademie „Linksüberholtendenzen“ gegenüber der SPÖ bestätigt werden (S. 125).
Ein volles Ja verdient die These, daß eine „primär an machtpolitischen Erwägungen orientierte »Verständigung von technokratischen Sozialdemokraten und ebensolchen Kirchenfunktionären“ unerwünscht ist.
DER BRÜCKENSCHLAG. Von Gerhard Steuer. Verlag Jugend und Volk. 368 S., La,
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