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Trotz Klarheit Volksbegehren

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Die Arbeitszettstuaie des Beirats yur Wirtschaft*- und Sozialfragen der Paritätischen Kommission ist veröffentlicht. Der Beirat hat entschieden, daß in etappeweisen Schritten die 40-Stunden-Woche bis zum Jahre 1975 durchgeführt werden könne. Im übrigen vertrat dieses aus Fachleuten der Sozialpartner zusammengesetzte Team die Meinung, daß die Arbeitszeitverkürzung jetzt in einer Periode kräftigen Wachstums leichter bewältigt werden könne, und es sei daher wichtig, das strukturelle Anpassungskonzept rasch in die Tat umzusetzen.

Daß eine Arbeitszeitverkürzung nicht direkt auf die 40-Stunden-Woche durchgeführt werden kann, darüber ist man sich einig, ebenso auch, daß die erste Etappe der Verkürzung relativ leichter zu bewältigen sein wird als die folgenden. Es zeigt aber auch von Verantwortungsbewußtsein innerhalb dieses Gremiums, daß man meint, es müsse jede neue Etappe genau überprüft werden, und erst die wirtschaftlichen Gegebenheiten seien für den genauen Zeitablauf dieser schrittweisen Arbeitszeitverkürzung entscheidend.

Man hat eigentlich erwartet, daß die Studie zur Arbeitszeitverkürzung und der darin enthaltenen weitgehenden Einigung dazu führen könne, daß die SPÖ ihr Volksbegehren zurückzieht. Um so mehr, als sie damit offenkundig auch die eigenen Reihen der Gewerkschaft überfahren hat und als ja nunmehr die Forderung ohnehin durchgeführt werden dürfte. Ein Volksbegehren abzuhalten, weil bis zum Endziel zwischen der Beiratsstudie und der SPÖ-Meinung eine Differenz von rund zwei Jahren ist (die Sozialisten wollen die 40-Stunden-Woche schon 1973 erreichen), scheint doch etwas stark von Wahltaktik beeinflußt zu sein.

Kenner der Situation, die schon seinerzeit,- als auf der Arbeitgeberseite nach das stürbe Njet regiert* wrtS -Sic 40-Stunden-Woche für Industrie und Unternehmen tabu war, eine Annäherung prophezeit haben, glauben auch jetzt an eine Lösung des Problems, bevor die Sozialisten ihr Volksbegehren durchgeführt haben. Man rechnet, daß nun der Gewerkschaftsbund bemüht sein wird, seinerseits die SPÖ-Führung zu überrunden. Ähnlich wie seinerzeit bei der Einführung des Mindesturlaubs von drei Wochen könnte nämlich unter Umständen der Beiratsplan von Bundeskammer und ÖGB gemeinsam in einem Generalkollektivvertrag realisiert werden, bevor der SPÖ ein Sieg in einem Volksbegehren gelingt. Parlamentarier wollen aber wissen, daß der politische Zeitplan so erstellt ist, daß keinesfalls noch vor Anlaufen des Volksbegehrens eine solche Erledigung in Frage kommt.

Wenn solcherart auch auf jeden Fall die 40-Stunden-Woche kommt, muß doch gesagt werden, daß sie zweifellos für die österreichische Wirtschaft, aber auch für die österreichische Bevölkerung gewisse wirtschaftliche Auswirkungen mit sich bringen wird. Es wird auf jeden Fall bedeuten, den Gürtel enger zu schnallen, auch wenn hier der Beirat in seiner Studie eher Optimismus geäußert hat.

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