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,Die öffentliche Verwaltung bedarf ihrer grundlegenden Geistelhaltung einer Ergänzung durch das unternehmerische Element, um — zur Förderung des Gemeinwohls — die j-iösung komplexer Probleme gewährleisten zu können.” Diesen unbeamteten Satz sprach vor wenigen Tagen ein „wirklicher Hofrat” — er sprach ihn vor Sektionschefs, Hofräten und anderen Spitzenbeamten,

St cirischcr Hof rat Blanc: „Nicht eine

Viertelstunde früher im Dienst”

Photo: Prlbyl und er sprach ihn in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzender der im Grazer Schloß Eggenberg etablierten österreichischen Akademie für Führungskräfte: Dr. Werner Blanc, Ehrensenator aller drei steiri-schen Hochschulen, ab 1948 Sekretär des verstorbenen Landeshauptmannes Josef Krainer und seit 1958 Leiter des Hochschulreferates der Steiermärkischen Landesregierung.

Was der unkonventionelle Hofrat Blanc, der — so einer seiner Mitarbeiter — es nicht als ausreichende Beamtentugenden betrachtet, „eine Viertelstunde früher als die Untergebenen zum Dienst zu kommen und rischen Hochschulen zu den Akadefünf Minuten länger als es die mieträgern) und internationalem

Dienstzeit vorschreibt, dort zu ver- Flair aber auch ein Gefühl für Aktuweilen”, solcherart postuliert und da- alität. Während die österreichischen mit die Forderung verbindet, wonach EWG-Verhandlungen scheinbar dem es „keine Unterschiede im Bezug auf erfolgreichen Ende zugehen, bietet Ausbildung und Karrieremöglichkei- die Akademie für Führungskräfte ten zwischen der Wirtschaft und der bereits .Entscheidungshiifen für die öffentlichen Verwaltung geben darf”, steht an der Spitze jener Wunschvorstellungen, die seine Mitarbeiter verwirklichen wollen. Die österreichische Akademie für Führungskräfte, die Landeshauptmann Krainer und Blanc 1969 als Produkt einer gemeinsamen Reise durch Kanada und die USA mitbrachten und das dann 1970 Realität wurde, ist nicht nur die einzige österreichische Managerschule, die nach dem Kostendeckungsprinzip arbeitet und sowohl Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerverbände zu ihren Trägern zählen kann, sondern besitzt auch dadurch eine Einzelstellung, daß sie sich darum bemüht, in die Maria-Theresianische Beamtenwelt modernes Managementdenken hineinzubringen. Durch „Ausnützung des entscheidungsfreien Raumes”, wie Hofrat Blanc die Beamtenwanderung zwischen den oft leistungshemmen-den Verordnungs-, Erlaß- und Paragraphenfußangeln umschreibt.

Ein auf eine neue Beamtenbewußtseinsebene gebrachtes Middle-Management — so mußte man aus den Erfahrungen der Absolventen der Akademie für Führungskräfte lernen — trifft jedoch auch in Österreich bald auf die von US-Ämtern her bekannte Tatsache, daß man mangels höheren Verständnisses für übergeordnete Papierkörbe produziert — daß ein „Managerial Gap” bei den Chefbeamten entsteht.

EWG-Reife

Andere Erfolge konnte die Akademie für Führungskräfte, wo man „Pluralismus durch Diskussion'' praktiziert, im Laufe ihres zweijährigen Bestandes bereits reichlich ernten, was schon aus den Tatsachen hervorgeht, daß nicht nur die Vortragenden aus ganz Europa und sogar aus Ubersee kamen und kommen, sondern auch die Hörerstruktur ebenso internationale Züge aufweist.

Die GrazerManagerdriller besitzen neben wissenschaftlicher Anerkennung (so zählen etwa alle drei stei heimischen Wirtschaftsbosse im Hinblick auf dieses EWG-Arrangement an. „Österreich und die EWG” lautet das Thema eines von 15. August bis 19. Mai in Schloß Eggenberg stattfindenden Privatissimum für das oberste Management. Als Vortragende konnten dafür unter anderen der österreichische Botschafter bei der EWG in Brüssel, Dr. Franz Leitner, sowie Wirtschaftsprofessor Erhards ehemaliger Staatssekretär, Professor Alfred Müller-Armack gewonnen werden. \

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