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Österreichs Nobelpreis für Sozialwissenschaften

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Die Vorarbeiten reichen ein Vierterjahrhundert zurück. Verliehen wird er heuer zum 15. Mal, wenn auch in immer wieder veränderter Form: der Kardinal-Innitzer-Preis zur Förderung vor allem sozialwissenschaftlicher Forschung, in seiner „Spitzenfassung“ eine Art von österreichischem Nobelpreis.

Hilfe für notleidende Nachwuchskräfte aus.der Wissenschaft stand am Anfang. Kardinal Innitzer und der spätere Bundeskanzler Julius Raab suchten nach Möglichkeiten, sie fanden die Hilfe von Banken, Organisationen und Behörden und stifteten die „Nothilfe“, die zunächst Stipendien verteilte. Das war 1951. Zehn Jahre später sollte ausgebaut werden. Kardinal König erweiterte den Kreis der Förderer. 1961 wurde der Kardinal-Innitzer-Studienfonds ins Leben gerufen, im Jahr darauf die ersten Preise vergeben - Förderungsbeiträge an junge Wissenschaftler, um ihnen den Einstieg ins akademische Leben zu ermöglichen.

1963 skizzierte der Geschäftsführer des Fonds, der heutige Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien, Univ.-Prof. Dr. Alois Brusatti, die Ziele des Fonds: Hervorragenden Leistungen sollte sichtbare Anerkennung zuteil werden, womit auch das Andenken an Theodor Innitzer am würdigsten aufrechterhalten werden konnte. Schließlich sollten die Sozialwissenschaften eine besondere Förderung erhalten, wobei unter „Sozialwissenschaften“ alle Zweige der Forschung verstanden werden sollten, die sich mit den Beziehungen der Menschen untereinander befassen.

Zunächst sollten die Innitzer-Preise nur der Förderung junger Wissenschaftler dienen. 1971 erfolgte der erste Umbau: Nun stand an der Spitze die Würdigung eines wissenschaftlichen Lebenswerks mit dem (großen) Kardinal-Innitzer-Preis, der von der Presse als „österreichischer Nobelpreis“ ge-* würdigt wurde. Mit ihm wurden seither die Gelehrten Johannes Messner (1971), Willibald Plöchl und Wilhelm Weber (1972), Anton Burghardt (1973), Alfred Ver-dross-Drossberg (1974), Hans Asperger (1975) und für 1976 Karl Rahner ausgezeichnet.

Seit 1971 werden jeweils auch Wissenschaftsjournalisten für ihr Eintreten für die Belange der Wissenschaft oder der Wissenschaftspolitik mit dem Kardinal-Innitzer-Preis gewürdigt.

1974 erfolgte eine weitere Veränderung: Nun stehen zwischen dem (großen) Innitzer-Preis und den Förderungspreisen je ein Würdigungspreis für Geisteswissenschaften, für Naturwissenschaften und für wissenschaftlich fundierte Publizistik.

Was kam aus dieser Aktion heraus? Die Bilanz spricht für sich: Bis 1975 wurden 230 Kardinal-Innit-zer<Förderurigs-)-Preise verliehen, zwei Forscher erhielten ihn zweimal. Von diesen 228 Preisträgern hatten 142 zur Zeit der Preisverleihung ihre Habilitation bereits abgeschlossen, 74 habilitierten sich später. Bei nur 12 wurde keine Habilitierung durchgeführt.

Von. den 178 Preisträgern bis 1970 sind inzwischen 106 - also mehr als die Hälfte - zum ordentlichen Professor an einer österreichischen Universität ernannt worden, 34 weitere zu außerordentlichen Professoren. Aber auch von den 50 Förderungspreisträgern zwischen 1971 und 1976 wurden inzwischen bereits 14 zu ordentlichen und acht zu außerordentlichen Professoren in Österreich ernannt.

21 Preisträger nahmen Berufungen an ausländische Hochschulen an, fast durchwegs im Professorenrang. Fünf kehrten nach vorübergehendem Auslandsaufenthalt in führenden Positionen als Ordinarien nach Österreich zurück. 13 erhielten den Titel eines außerordentlichen Professors. 24 haben die Funktion eines Dekans ausgeübt oder wurden für eines oder zwei der kommenden Jahre zum Dekan gewählt. Zwei waren Rektoren, einer Prorektor.

Drei Preisträger üben, durchwegs seit mehreren Jahren, politische Funktionen aus: Prof. Josef Frühwirth, seit 1973 Mitglied des Bundestages, seit 1975 Abgeordneter zum Nationalrat; Prof. Herbert Schambeck, seit 1969 Mitglied des Bundesrates, seit 1975 dessen ständiger stellvertretender Vorsitzender; Prof. Alois Stacher, seit 1973 amtsführender Stadtrat für Gesundheitswesen der Stadt Wien.

Die Aufteilung auf die verschiedenen wissenschaftlichen Gebiete ergibt folgendes Bild:

Theologie177,4% Geisteswissenschaften5423,5% Rechts- und Staatswissenschaften2416,1% Sozial- und Wirtschaftswissenschaften1410,4% Medizin4017,4% Naturwissenschaften, Technik5925,2%

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