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Tauschobjekt Familie

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Zum Ausklang des „Jahres des Kindes“ bekommen Österreichs Familien mit S 9,80 einen Spitzen- Milchpreis Europas und erfahren zur selben Zeit von Staatssekretärin Elfriede Karl, daß die wenigsten von ihnen auch nur mit einer Teuerungsabgeltung rechnen dürfen. Die Teuerung bekommen die Familien allerdings sofort zu spüren. Dennoch sieht Frau Karls „Reformpaket“ erst 1981 eine Anhebung der Familienbeihilfe vor, und zwar ganz einheitlich pro Kopf und Nase, ob nun das Familienbudget ein einziges Kind oder deren sechs belasten.

Dafür soll es aber 1982, ein Jahr vor der nächsten Nationalrats- wahl, für Kinder ab dem 10. Lebensjahr einen Hunderter mehr geben. Bei klarem Licht betrachtet, ein mieser Tauschhandel: Streichung der etwas höheren Pro-Kopf-Beihilfen für Kinder ab dem 10. Lebensjahr.

Statt einer Teuerungsabgeltung für alle Kinder und besonders für kinderreiche Familien gibt es nur eine solche für jenes Fünftel aller österreichischen Kinder, die als Einzelkinder aufwachsen, deren Eltern relativ noch am leichtesten zu zweit verdienen und damit ein. ausreichendes Familieneinkommen sichern können.

Bei einer Inflation von schätzungsweise insgesamt neun bis zehn Prozent in den Jahren 1979 und 1980 volle Teuerungsabgeltung für das Einzelkind durch Erhöhung der Beihilfe von S 910,- auf S 1000,- (also S 90,- mehr), aber nur S 13,- mehr pro Kopf in der Sechskinderfamilie (von S 987,- aufS 1000,-), also 1,3 Prozent Beihilfenerhöhung in einem Zeitraum, in dem mit neun bis zehn Prozent Preissteigerung zu rechnen ist.

Weil, jedes Kind gleich viel wert ist“ oder weil es laut Bundesvoranschlag 1979 527.000 Einkindfamilien und nur 46.000 Familien mit fünf und mehr Kindern gibt, was bei Wahlen ins Gewicht fallen kann…

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