Mit seinen Sherlock-Holmes-Geschichten erlangte der Schriftsteller Arthur Conan Doyle – der eine Zeitlang auch in Feldkirch und Wien lebte, studierte und arbeitete – Weltruhm.Sir Arthur Conan Doyle, der Vater von Sherlock Holmes, ein gebürtiger Schotte aus Edinburgh, war in seinem Leben zweimal in Österreich: Das erste Mal als 16-Jähriger. Da er noch zu jung für eine Berufsausbildung oder ein reguläres Studium war, schickte man ihn 1875 für ein Jahr auf eine Jesuitenschule nach Feldkirch, nämlich auf die „Stella Matutina“. Zweimal pro Woche gab es da dreistündige Spaziergänge
Empathische Notizen eines Kärntner Autors von einer Parkbank am Ufer des Wörthersees – und über den Versuch, eine Einspielung von Mahlers Sechster Symphonie zu erwerben.Eine Villa, wie sich Gustav Mahler am schattigen und steil abfallenden Südufer zur vorletzten Jahrhundertwende eine erbauen lassen hat, werde ich mir wohl nie leisten können. Aber hätte ich einen Operngucker bei mir in meinem Büro, also meiner Parkbank am gegenüberliegenden Nordufer des Wörthersees, ich könnte von hier aus problemlos durch die Schlafzimmerfenster des Operndirektors schauen. Der
Zwei Kurztexte des Kärntner Schriftstellers Egyd Gstättner als Vorabdruck aus dem neuen Prosaband „Jubel Trubel Österreich“, der im Frühjahr 2009 erscheinen wird.Frau Wegscheiders Tante Hemma ist steinalt, und ohne Hörgerät hört sie so gut wie nichts, aber das ist ihr doch zu Ohren gekommen, daß der österreichische Schmarren zum Weltkulturerbe erhoben werden soll. Tante Hemma ist von dieser Idee begeistert, und sie ist davon überzeugt, daß die Kulturnation Österreich in keiner anderen Disziplin derartige Höchstleistungen vollbracht hat wie in der Küchenkultur.„Charme, nicht
Eine Nachsommer-Satire.Schluss mit dem Gejammer der Touristiker, dass die Deutschen ausblieben und uns im Stich ließen! Kein Wort wahr! Österreich ist voll von ihnen. Sie scheuen weder Doppelmaut noch Schlechtwetter und helfen uns, wo es nur geht. Am Salzburger Domplatz verkleiden sie sich als Fantomas und brüllen "Jedermann". In Wien lassen sie sich eigens einbürgern, um für die Österreichische Nationalmannschaft antreten zu können. Nach den Austrokanadiern im Eishockey jetzt die Austrogermanen im Fußball. Heimat, bist du großer Leihsöhne! Ein Wunderteam! Übrigens haben die
Was man in Österreich Charme nennt und feiert: Liebenswürdigkeit auf der Basis der Aussichtslosigkeit.Es gibt viele große Österreicher. Einer von ihnen war Konrad Lorenz, Vater der Verhaltensforschung und Beschreiber ihrer Phänomene von der Hackordnung übers Revierverhalten bis hin zur Übersprungshandlung, einer Bewegung oder Handlung, die aus einer Konfliktsituation zwischen zwei zuwiderlaufenden Instinkten entsteht. (In manchen Bewegungsabläufen treten gelegentlich fremde Bewegungen scheinbar ohne sinnvollen Bezug zu der gerade gegebenen Situation auf). Eine solche
Eine Einführung Expertensprech und Therapeutenjargon.Die Rede ist, wie mein Lieblingsphilosoph Gorgias sagt, eine mächtige Herrin oder, wie ich selbst es ausdrücken möchte, die Simsalabimisierung der Wirklichkeit. Wer schöne Worte machen kann, muss sonst nicht viel tun und bringt es zu etwas im Leben; wer nicht, der steht blöd daneben.Wenn Sie nicht zu denen gehören wollen, die blöd daneben stehen, dann sitzen sie nicht mit aneinander gepressten Beinen da wie ein Volksschüler, der aufs Klo muss, und fragen Sie nicht banal, was denn los ist, sondern "analysieren Sie die Ist-Situation".
Eine Reise durch Istrien auf den Spuren von Horváth, Tschechow und Mahler und einem kroatischen Pfeifenkünstler.Zu meinem Vierziger hat mir Frau Wegscheider, meine liebe Nachbarin, eine Istrienrundreise geschenkt, allerdings mit der Auflage, dass sie auch selber mitkommt und wir immer an der Küste bleiben. Kein Tag und keine Stunde ohne den sehnsüchtigen Blick aufs Meer. Der Sinnhintergrund ihrer Mildtätigkeit - vermute ich - ist der, dass Frau Wegscheider zwar schon auf den Kanaren, in der Karibik und auf Bali, zeitlebens aber noch nie in Istrien gewesen ist, keinen Führerschein besitzt
"Umso tiefer ein Finanzminister in die Brieftasche der Leute greift, desto populärer wird er, sodass man schwer umhin kann, die Österreicher für ein durch und durch masochistisches Volk zu halten." Egyd GstättnerAls ich heuer im Winter im Ruheraum der Sauna nach einem erschöpfenden Aufguss Reinhard Eberhardts Faschingszeitung durchblätterte, stach mir ein ganzseitiges Inserat der Universität Klagenfurt mit dem Slogan Klagenfurter Absolventen sind zu allem fähig ins Auge, das mit dem Porträt des heutigen Finanzministers Mag. Karl-Heinz Grasser illustriert war. Grasser ist bekanntlich
"Einmal so richtig unbekannt, unbedeutend, anonym, herkömmlich zu sein. So richtig arbeiten müssen können von 8 bis 17 Uhr, 30 Minuten Mittagspause, zwei Stunden beim Hausarzt im Wartezimmer sitzen, Illustrierte durchblättern müssen können..."Es sind nicht alle Menschen gleich.Mercedes Benz.Die Zukunft des Automobils.(Beilage in der FAZ vom 10. 9. '97)(Di, Dodi, Henri und Trevor rasen mit einem Mercedes 600 durch das nächtliche Paris.)Di: Die Langusten waren just in time diesmal. So mag ich sie. (Pause) Nächstes Mal heben wir ein paar Langusten für die Aidskranken auf.Dodi: Gut.Di:
Eine Stimme aus der Provinz: "Gemeinnütziger Vortrag über Waidmannsdorf".Die Erde ist einer der kleinsten Planeten ihres Sonnensystems, Europa einer der kleinsten Kontinente der Erde, Österreich einer der kleinsten Staaten Europas, Kärnten eines der kleinsten Bundesländer Österreichs, Klagenfurt eine der kleinsten Landeshauptstädte. Die Waidmannsdorferstraße aber ist die allerlängste Straße von ganz Klagenfurt. Und da wohne ich.Ich bin also Westklagenfurter, aber da ich nicht mein Leben lang in Westklagenfurt geblieben, sondern hinaus in die weite Welt gegangen bin und etliche Jahre
Lieber Literaturfachbeiratsvorsitzender!Danke für Deine E-Mail, die ich mit Interesse gelesen habe. Dass du meinst, die Arbeit des Regisseurs bei meinem aktuellen Theaterstück sei leider völlig fehlgeraten, weil er - so Du - "schon dermaßen" auf meinem Text geklebt sei und so dessen Bandbreite Deiner Ansicht nach vollkommen nivelliert habe, wohingegen Theater - so Du - doch darin besteht, "dass zwischen dem Text und seiner Verkörperung eine Art Mehrwert entstehen soll" - diese Deine Meinung nehme ich natürlich dankbar zur Kenntnis und könnte auch locker darüber weggehen, da Du ja nicht
Über den Umgang mit den schlimmsten Feinden im eigenen Haus, jenen Produkten des Fortschrittes, die den Schreibtisch okkupieren.Mein ärgster Feind heißt Highscreen XD Allround 500 K, seine Komplizen nennen sich Eizo Flexsca-Monitor und Brother HL-820 Laserdrucker, und ich muss von allen guten Geistern verlassen gewesen sein, diese Bande geradezu aufgefordert zu haben, meinen Schreibtisch zu okkupieren. Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.Früher war ich ein ruhiger, gelassener, ausgeglichener Mensch, kinderliebend und zu Spaziergängen in frischer Luft neigend. Meine
48 Stunden in Berlin mit einem Geschäftemacher aus der Wortverliererbranche: dem Kärntner Schriftsteller Egyd Gstättner.Wie meistens, wenn ich in eine Millionenstadt komme, war ich auch nach Berlin aus gänzlich nichtigem Anlass gereist: Diesmal hatte mich nämlich das deutsche Nachrichtenmagazin Focus eingeladen, vor Ort eine Reportage über ein Fußballspiel zwischen Deutschen Bundestagsabgeordneten und Polnischen Parlamentariern zu machen. Frau Pawlak, die Ressortleiterin, war eben wegen meiner angeblichen ironischen Fähigkeiten und meiner Vorliebe für Nichtigkeiten auf mich gekommen
Die Schi-WM in St. Anton steht bevor und der Schriftsteller
Gorgasser lässt seinem Schifahrerhass freien Lauf. Auszug aus dem
neuen Roman von Egyd Gstättner.
Ein schonungsloser Egyd Gstättner läßt kein gutes Haar an Wien und
seinen Institutionen. Ein Vorabdruck aus seinem neuen Roman, zweiter
und letzter Teil.
Unsere Kirche feiert verschiedene Feste, welche zum Herzen dringen, darunter drei sogenannte hohe; aber während Weihnachten durch den heiligen Nikolaus, Maria Empfängnis und die Adventszeit, Ostern dagegen durch Aschermittwoch, Fastenzeit und Karwoche entsprechend angekündigt, vorbereitet und gewissermaßen eingeläutet werden, ist Pfingsten ohne jeden klerikalen Countdown ganz plötzlich einfach da, und wenn man nicht gut aufpaßt und sich beeilt, ist vor einem schon die ganze Autobahn verstopft.Während Weihnachten und Ostern die ganz großen und ganz argen Ereignisse eines
Nach einem offenen Brief einer der profiliertesten heimischen Dichterinnen im standard, Ilse Aichinger, geht die Kontroverse um den Eröffnungsredner Robert Menasse in die nächste Runde: Gerhard Roth hat seine Teilnahme abgesagt.
Aus und vorbei! Gemunkelt hat man ja schon seit Jahren, nun ist es aber so etwas wie ein offenes Geheimnis: Der Internationale Ingeborg-Bachmannpreis hat heuer allen Gesundbetern zum Trotz das letzte Mal stattgefunden, der Literaturschachtelsupermarkt, der einst sogar israelischen Germanistikstudenten an den TV-Geräten in Tel Aviv so wichtige Impulse zu geben vermochte, ist an sein historisches Ende gekommen und wird nun, wie die Verantwortlichen hinter noch vorgehaltener Hand zugeben, nach 18 Jahren eingestellt. Klagenfurt wird mit sofortiger Wirkung in seine frühere Bedeutungslosigkeit
Vergessen Sie alles, was Sie bislang über den Ingeborg-Bachmann-Preis 1993 gelesen haben, vor allem die feuilletonisti-schen Machwerke, die aus der Feder von sattsam bekannten Neidern, notorischen Nörglern und dubiosen Destrukteuren stammen.
Der Hauptpreis des diesjährigen Wettbewerbs zur Literatur der Arbeits weit gebührt Ihnen und Ihrer Prosa, da gibt es für mich überhaupt keine Diskussion. Schon allein die Grundintention Ihres Textes, einen Tellerwäscher beim Tellerwaschen zu demonstrieren, hat etwas Faszinierendes und verdient Beachtung. Es muß nicht immer VOEST/Alpine sein. Ein Tellerwäscher unterhält sich beim Tellerwaschen mit dem Teller, großartig!Es gelingt Ihnen, mit Hilfe eines einzigen Tellers eine Metaphorik aufzuspannen, die tatsächlich die ganze Hölle der Werktätigen beinhaltet. Das ist große Prosa,
Zweimal täglich warnt mich der Gesundheitsminister, daß Rauchen meine Gesundheit gefährden kann, pro Memphisschachtel einmal. Welche Gesundheit, frage ich schwitzend, hustend und nach Luft ringend, sauge die 12 mg Rauchinhaltsstoffe und die 0,7 mg Nikotin gierig in mich ein und denke, warum der Dekadenzminister, der Pessimismusminister, der Defaitismusminister und der Fin-de-siec-le-Minister nicht auch einen Aphorismus auf der Zigarettenpackung zum Besten geben dürfen.Mit dem Gesundheitsminister zu diskutieren, hat aber keinen Sinn, ich unterhalte mich mit ihm erst gar nicht so von Mensch
Die Gruppe 47, der Göttinger Hainbund und ähnliche literaturgruppen-dynamische Interaktionen haben sich irgendwann einmal totgelaufen, dem Ingeborg-Bachmann-Preis droht dieses Schicksal nicht. Er ist zu einem nicht unwesentlichen Werbe- und Wirtschaftsfaktor des Landes Kärnten geworden, der Intellektualtourismus dient der Belebung der Vorsaison, der einheimischen Hotellerie, der Gastronomie, den Badeanstalten, der Wörtherseeschiffahrt, den Souvenirhändlern, sogar den Floristen am Ansichtsfriedhof Annabichl. Man muß also kein Prophet sein, um zu sagen, daß diese Veranstaltung ungeniert
Der Genueser Seemann Christoforo Colombo, bekannt unter seinem originellen Künstlernamen Christoph Kolumbus, ist als Entdecker Amerikas in die Geschichte eingegangen, obwohl der epochale Tolpatsch erstens zeit seines Lebens nicht entdeckt hat, daß er Amerika entdeckt hat und obwohl zweitens die Geschichte schon lange entdeckt hat, daß nicht Kolumbus, sondern die tollkühnen Wikinger Amerika entdeckt haben. Weil die Geschichte sich aber hartnäckig weigert, die Entdeckung der Entdeckung zu entdecken, hat sie Amerika weder nach den Wikingern, noch nach Kolumbus, sondern nach dem langweiligen
Jedes Jahr erscheinen in der Zeitung knapp nach Ostern, Pfingsten, Weihnachten und auch sonst mit schöner Regelmäßigkeit schreckenerregende Verkehrsunfallsbilanzen von Hunderten Toten und Tausenden Schwerverletzten. Und Jahr für Jahr findet man unter den Blutbadstatistiken händeringende Mahnungen und eindringliche Appelle des Kuratoriums für Verkehrssicherheit an die Autolenker, doch nüchterner, langsamer, verantwortungsbewußter, vorsichtiger und rücksichtsvoller zu fahren. Jahr für Jahr nützen die gutgemeinten Aufforderungen nicht das geringste. Aber das Kuratorium ist phantasielos
Jeder Mensch hat die Tendenz, Angst und Ungewißheit zu beseitigen, indem er allem Handeln und schließlich dem ganzen Leben einen Sinn zu verleihen versucht. Davon kann aber nur die Rede sein, wenn Zielsetzungen vorgenommen werden; solche setzen ein bewußt handelndes Wesen voraus, eine planende Intelligenz. Die Frage nach Sinn, Wert, Ziel, Zweck oder Bestimmung des Menschen ist eine teleologische Wozufrage in Analogie zur Frage nach dem Zweck menschlicher Produkte. Um über einen „objektiven" Zweck, ein außerhalb des menschlichen Lebens liegendes Ziel etwas aussagen zu können,
Gleichsam zur Begrüßung bekam ich am Eröffnungstag des 15. Ingeborg Bachmann Preises vor dem Eingang zum ORF-Theater eine Broschüre des Forums Stadtpark in die Hand gedrückt, wo sich unter Alfred Kolle-ritschs Führung Elfriede Jelinek, Werner Kofier, Peter Rosei, Barbara Frischmuth und insgesamt 27 sehr oder mehr oder weniger berühmte österreichische Schriftsteller, die nie am Bachmannpreis teilgenommen haben, empören, daß der Name Bachmanns für ein solches Spektakel verwendet und mit diesem Wettbewerbsunwesen ein schiefes Licht auf den Zustand der Literatur geworfen wird.Ohne
Von einem Philosophen stammt das Sprichwort, Arbeit mache das Leben süß, bestimmt nicht. Die antiken Philosophen haben meistens gerade deswegen philosophiert, weil sie entweder nichts zu arbeiten hatten oder wenigstens nicht arbeiten mußten, und so hat in ihren Philosophien auch alles andere, nur nicht die Arbeit, eine tragende Rolle gespielt.Einer ist als Repräsentant des Prae-dandyismus die meiste Zeit vor seiner Tonne gehockt und hat alle schattenwerfenden Imperatoren zwischen sich und der Sonne verabscheut. Ein anderer verneinte rigoros jegliche Existenz, vielleicht mit Ausnahme