Der Begriff "Herausforde rung" dient oft als sanfte Umschreibung für ein akutes Problem. So auch in dem Info-Schreiben, mit dem das Bildungs-und Wissenschaftsministerium die "Universitätsfinanzierung neu" erläutert (siehe auch Seite 13). Dort werden drängende Probleme auf den Punkt gebracht: Mehr als die Hälfte aller Studienanfänger konzentrieren sich in nur 20 von 160 möglichen Studienrichtungen; viele Inskribierte sind nur unzureichend "prüfungsaktiv", und die Abbruchrate ist in Studien wie Jus mit rund 70 Prozent extrem hoch. Und so mancher Lehrende, der sowohl an der Uni als auch an einer Fachhochschule unterrichtet, berichtet, dass die Betreuungsbedingungen an den FHs mittlerweile besser sind. Das ist ein alarmierender Befund.
Die von der Regierung geplante Neuregelung enthält nun durchaus sinnvolle Strategien, um hier gegenzusteuern und eine bessere Betreuungsrelation in "Massenfächern" wie Pädagogik (derzeit 1:123), Fremdsprachen (1:73) oder eben Rechtswissenschaften (1:70) sicherzustellen. Die Eckpfeiler sind eine Aufstockung des Uni-Budgets um 1,35 Milliarden Euro sowie die Ausdehnung der Zugangsregelungen auf weitere Studienfächer, wobei die konkrete Entscheidung darüber in der Autonomie der Universitäten verbleibt. Auch das Durchlaufen eines "Eignungs-Feedbacks" vor dem Studium ist in vielen Fällen sicherlich sinnvoll.
Detail am Rande: Das erhöhte Uni-Budget für die Jahre 2019 bis 2021 ist im Nationalrat bereits letzten Juni beschlossen worden. Damals ortete ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling ein "schweres Foul" des SPÖ-Kanzlers Christian Kern und verweigerte mit seiner Partei die Zustimmung, da das Uni-Budget nicht mit Zugangsregelungen gekoppelt wurde. Doch letztlich ist es konsequent, die gesteigerten Mittel für mehr Professuren, Personal und Ausstattung mit strikteren Zugangsbeschränkungen zu verbinden -nur mit beiden Hebeln wird das Problem in den Griff zu bekommen sein. Ob es sinnvoll ist, "mehr Wettbewerb" zwischen den Universitäten daran zu knüpfen, wie zügig die Studierenden sind, bleibt fraglich. Die Richtung zur Aufwertung der Unis jedoch stimmt.
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