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PARADIES FÜR AUTOFAHRER

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Der in aller Welt überhandnehmende Kraftwagenverkehr hat einen neuen Beherbergungsbetrieb, das Motel, geboren. Wo weite Verkehrsstreckenzu überwinden sind, wo sich Zentren des Tourismus bilden, wo Autobahnen zu landschaftlich schönen Gebieten führen und zu längerem Verweilen einladen, dort sind die Geburtsstätten neuer Motels aller Arten und Größen.

Von kleinen, günstig gelegenen Gaststätten mit geeigneten Abstellplätzen bis zu großen nationalen Organisationen steigen immer mehr Unternehmer in das Motel-Geschäft ein. So hat sich auch die Hilton Hotels Corporation, das bei weitem größte Hoteluntemehmen der Welt, entschlossen, zu ihren 41 Riesenhotels mit insgesamt 31.763 Zimmern auch noch Motels zu bauen. Hilton nennt seine Motels schlicht „Inns“, was zu deutsch etwa Gasthäuser heißt. Diese „Inns“ haben es jedoch in sich und stellen ein Maximum an Bequemlichkeit, an Ausstattung und .Dienstleistung sowie überhaupt einen Glanzpunkt des Beherbergungsgewerbes dar.

Am internationalen Flughafen von El Paso in Texas wurde auf einer Fläche von 40.500 m2 das derzeit neueste Hilton-Motel erbaut In einer wunderschönen, mit exotischen Pflanzen und Bäumen verzierten Gartenanlage gruppieren sich um zwei große Schwimmbecken sechs zweigeschossige, flache Wohnanlagen mit zusammen 150 Zimmern. Auch die übrigen Hilton-Motels liegen entweder an Flughäfen oder an anderen Brennpunkten des Verkehrs, zumeist jedoch in idealer Landschaft Alle haben Abstellflächen für Hunderte von Autos, großzügige Parkanlagen und überhaupt eine Weite und Geräumigkeit, die das Gefühl der Freiheit und Ungezwungenheit geben, die dort auch in Kleidung und Lebensart herrscht. Fast alle Räume haben einen freien Blick in die Landschaft. Alle „Inns“ haben Sportanlagen, Schwimmbecken und bieten viel Gelegenheit zu Unterhaltungen im Freien oder in zahlreichen privaten und öffentlichen Räumen.

Kann man ein Hotelzimmer so gestalten, daß es sowohl für einen geschäftigen Wirtschafts- oder Indu- atriemanager für ein Hochzeitspaar, für einen Filmstar, eine reisende Oma oder für eine Familie auf Urlaub gleichermaßen geeignet ist? Kann ein Raum gleichzeitig ein gemütlicher Aufenthaltsraum, Büro und Schlafzinimer sein? Hilton ist diesen Fragen zuleibe gerückt und hat sie weitgehend gelöst, nicht zuletzt aus der schon lange gewonnenen Erkenntnis, daß ein Gästezimmer nicht nur zum Schlafen da ist, sondern daß sich der Gast 24 Stunden im Tage darin wohl fühlen soll.

Die Türen der Hilton-Inns sind massiv und halten jeden Lärm ab. Die dicken Teppiche geben Behaglichkeit und lautlosen Schritt. Die Wände sind mit handgedruckten Tapeten aus japanischem Gras bedeckt und nicht nur dekorativ, sondern auch äußerst praktisch. Der Gebrauch von Farben ist dezent, aber anheimelnd und wohltuend. Jedes Zimmer hat ein Telephon und ein Fernsehgerät, die beide auch vom Bett aus zu bedienen sind. Als neuester Komfort befindet sich in jedem Raum ein Kaffeeautomat, der auf Knopfdruck zu jeder Tages- und Nachtzeit duftenden Boh- nenkaffe abgibt.

Eine Neuheit und besondere Annehmlichkeit sind die sogenannten „DUO-Betten“, von denen sich injedem Zimmer ein einfaches und ein Doppelbett befindet. Die DUO-Betten sind zwar normale Betten mit besten Matratzen, Bettzeug und Decken, doch sind sie niedriger gebaut und haben das Aussehen und die Vorteile einer Couch, auf der man bequem sitzen und liegen, plaudern oder fernsehen kann. Die Betten sind immer fertig, nur sind Bettzeug und Decken so diskret und praktisch angebracht, daß man bei Tag nicht das Empfinden hat, auf einem Bett zu sitzen oder zu liegen. Nachts wird ein Kopfteil aufgeklappt. Das Bettgestell ist zudem auf acht breiten Rollflächen montiert, so daß es leicht und ohne die Teppiche zu beschädigen, bewegt werden kann.

Eine besondere Annehmlichkeit bedeutet auch das neue Koffergestell, das in richtiger Höhe gebaut ist. Die Erfahrung zeigt, daß Männer am liebsten ihre Koffer gar nicht auspacken und es sehr schätzen, diese in angenehm griffbereiter Höhe zu haben. Für Gäste, die gerne auspacken, sind direkt unter der Kofferauflage, die natürlich aus kratzfesten Kunststoffplatten besteht, Laden zum bequemen Einräumen angebracht.

Das „El Paso Hilton Inn“ gewährt allen seinen Gästen einen ununterbrochenen Kundendienst. Gäste werden zu jeder Tages- und Nachtzeit aufgenommen, abgefertigt und bedient. Das Haus hat einen eigenen Wäschedienst, einen Friseur- und Kosmetiksalon und ein Verkaufsgeschäft. Im Hauptgebäude befindensich geräumige Vorhallen sowie drei Gesellschaftsräume, von denen jeder 100 Personen faßt Auch in das einzige Stockwerk braucht man nicht zu Fuß zu gehen, sondern man kann Aufzüge benützen.

In der schönen Jahreszeit finden die Schwimmbäder und die herrlichen Gartenanlagen den größten Anklang der Gäste. Das Motel hat zwei Tennisplätze und insgesamt fünf Schwimmbecken, von denen zwei für Gäste reserviert sind, während die übrigen Klubmitgliedern zur Verfügung stehen. Die Leitung des Motels inszeniert auch Ausflüge in das nahe Mexiko und sonstige gesellschaftliche Veranstaltungen.

Eine besondere Sehenswürdigkeit bieten die über hundert schräggewachsenen Palmen, die mit Sorgfalt in die weiten Gartenanlagen gepflanzt wurden. Sie und die wunderbaren Blumen- und Grünanlagen geben dem Motel eine besondere Note. Die Kosten des Baues und der Einrichtung der ganzen Motelanlage betrugen 1,5 Millionen Dollar oder fast 40 Millionen Schilling.

Von den in Bau befindlichen Motels wurden bisher vier fertiggestellt und in Betrieb genommen. Es sind dies die Hilton-„Inns“ bei den großen Flughäfen in San Franzisko (300 Zimmer), in New Orleans (310 Zimmer), El Paso (150 Zimmer) und in Atlanta im Staate Georgia (310 Zimmer). Diese Hotelanlagen bestehen aus zweigeschossigen langgestreckten Gebäuden mit Gästezimmern. Die einzelnen, meist je 25 Zimmer fassenden Bauten sind untereinander verbunden und rund um Gartenanlagen mit Schwimmbecken gruppiert. Jede Motelanlage hat ein großes zentrales Gebäude mit Restaurants, Bars, Speise-, Klub- und Gesellschaftsräumen, die oft Hunderten Personen Raum gewähren. Ein wesentliches Merkmal sind natürlich die weiten, gepflegten Gartenanlagen und die bequemen Abstellplätze von Kraftfahrzeugen, so daß diese in unmittelbarer Nähe der Unterkunft geparkt werden können.

Die überaus reichen Erfahrungen, die Hilton im Hotelgewerbe besitzt und die die Grundlage zu einer bewährten, erfolgsicheren Geschäftsführung bilden, kommen auch den Motels zugute. So wie die meisten Hotels, man denke nur an das weltberühmte „Waldorf Astoria“ von New York, zu gesellschaftlichen Zentren ausgebaut und entwickelt wurden, so sollten auch die Hilton-„Inns“ zu Mittelpunkten des gesellschaftlichen Lebens, zu Stätten besonderer Veranstaltung und zu Unterkünftenvon Klubs werden. Die Hilton Corporation sieht es sehr gerne, wenn ihre Hotels und Motels Heime von prominenten Klubs werden. Die Klubmitglieder zahlen eine monatliche Gebühr, haben dafür angenehme Klub- und Gesellschaftsräume und weiters das Recht, auch ihre Gäste mit in die Hotelanlagen zu bringen und dort zu unterhalten und bewirten zu lassen.

Im Zuge dieser Entwicklung, die auch für Motels eine bessere Auslastung und eine breitere wirtschaftliche Basis schafft, werden Tennisplätze, Schwimmbecken, Gesell- schafts- und Veranstaltungsräume für Klubs eingerichtet. Diese Verwendung und die Lage der Hilton- Motels machen es verständlich, daß die Anzahl der Parkmöglichkeiten für Kraftfahrzeuge die Zahl der verfügbaren Gästezimmer oft um ein Mehrfaches übersteigt.

Die bisher mit Motels gemachten Erfahrungen sind für die Hilton Corporation sehr ermutigend. Derzeit stehen drei weitere große Motels irp Bau, und zwar eines in Seattle, Washington, mit 150 Zimmern, eines in Tarrytown, New York, mit 200 Zimmern, und eines in Aucora, Illinois, mit 300 Zimmern. In einer größeren Anzahl weiterer Orte sind ebenfalls Verhandlungen zur Errichtung von Motels, entweder bei Flughäfen oder an anderen günstigen Stellen von Autobahnen und Überlandstraßen, im Gange. Eine Besonderheit aller Hilton-Motels ist der vielfache Verwendungszweck. So sollen ihre Einrichtungen sowohl als Sommeraufenthaltsorte, als Hotels, als Restaurants und weiters auch als Gesellschaftszentren und Klubheime, allen Anforderungen entsprechen. Dies erfordert außerordentliche Beweglichkeit und individuelle Geschäftsführung. Gerade darin ist jedoch die Gesellschaft durch ihre weltweite Organisation und Erfahrung sowie durch vorbildliche Schulung des Personals führend. Es liegt auf der Hand, daß eine vielfache Verwendung auch vielfache Schwierigkeiten, allerdings auch vielfache Einnahmen bedeutet.

Von den 41 Hotels und Motels der Gesellschaft befinden sich zwei Drittel in den USA, darunter das „Waldorf Astoria“ in New York und das größte, das „Conrad Hilton Hotel“ mit 3000 Zimmern in Chikago. Zu den Erfolgen im Ausland zählte als erstes de® märchenhaft schöne „Caribe Hilton Hotel“ in San Juan auf Puerio- riko. Das 350 Zimmer große Luxushotel wurde 1949 eröffnet und erwies sich als so großer Erfolg, daß bereits im Jahre 1955 einZübau von weiteren100 Zimmern errichtet werden mußte. Der Reingewinn beträgt bisher über 9 Millionen Dollar; der Gewinn für den Fremdenverkehr des Landes, der von dem das ganze Jahr besetzten Hotel ausgeht, beträgt ein Vielfaches davon.

Nach dem Erfolg in Puertoriko wurde in Madrid im Jahre 1953 das zweite Hilton-Hotel im Ausland mit den Mitteln einer privaten spanischen Finanzgruppe errichtet. Auch ein weiteres von der türkischen Regierung in Istanbul finanziertes Hotel mit 450 Zimmern war ein voller Erfolg. Es erzielte schon im ersten Betriebsjahr einen Reingewinn von 1,3 Millionen Dollar und trug wesentlich zur Steigerung des türkischen Fremdenverkehrs um etwa 60 Prozent bei. Auch hier wurden die Hilton-Hotels sofort Zentren des gesellschaftlichen und diplomatischen Lebens. Von den Hotels im Ausland seien noch erwähnt das 630-Zimmer- Hotel in Havanna, das 1200-Zimmer- Hotel in Montreal, das „Nile Hilton“ in Kairo und das Hilton-Hotel von Berlin, der derzeit größte Hotelneubau Europas.

Weitere Hilton-Hotels im Ausland werden derzeit in Amsterdam, Rotterdam, Rom, Bagdad, Athen, Trinidad, Bogota, Colombo und in Tokio gebaut. Selbst in Australien und Neuseeland ist es Hilton gelungen, Fuß zu fassen. Er will dort in Zusammenarbeit mit einem australischen Konzern (Stanhill Consolidated Ltd.) neun oder zehn Hotels errichten. Das größte davon, das „Chevron Hilton“ in Sydney, ist bereits zu einem Teil gebaut und wird nach seiner Fertigstellung im Jahre 1962 etwa 1200 Zimmer haben. Der 35 Stockwerke hohe Bau wird die Silhouette der Zweimillionenstadt beherrschen.

Hilton befolgt im Ausland fast überall die gleiche Vorgangsweise: Die Hotels werden von ausländischen Regierungen oder privaten Unternehmergruppen gebaut und verbleiben in deren Besitz. Hilton dagegen stellt das Betriebskapital, das Personal und seine Betriebserfahrungen zur Verfügung und führt das Hotel auf erfolggewohnte Weise. Vom Betriebsgewinn gehen meist zwei Drittel an die Eigentümer und ein Drittel an die Hilton Company.

Ein interessantes Auslandsprojekt stellt auch das in Addis Abeba geplante Hotel mit 300 Zimmern dar, welches für die äthiopische Regierung gebaut wird und bereits die Zustimmung von Kaiser Haile Selassie gefunden hat. Große Hilton-„Inns“ sind auch bei den Flughäfen Paris-Orly, Montreal und Genf sowie auch in Tunis und in der neuen brasilianischen Hauptstadt (Brasilia) vorgesehen.

Hilton hat einen neuen Slogan geprägt, dem man nur wünschen kann, daß er sich in aller Welt durchsetzt. Er lautet: „World Peace through International Trade and Travel“ (Weltfriede durch internationalen Tourismus und Handel). Es ist sicher, daß das gegenseitige Kennenlemen durch internationale Reisen der Völkerverständigung nur zuträglich ist und daß Hotels Brennpunkte der Kontaktnahme und des Austausches von Ideen, von Handelsbesprechungen und von kulturellen Beziehungen sind. Freilich ist es ein weiter Weg, bis die meist grandiosen Luxushotels ein wirkliches Bindeglied der Völker werden können.

MOTEL SAN FRANZISKO. Neben dem geräumigen Parkplatz liegen (von links nach rechts): das Verwaltungsgebäude, die zweigeschossigen Wohntrakte mit 300 Zimmern und das internationale Klubhaus (Bild unten).—Das Kaffeehaus des Motels ist mit gediegenem Geschmack eingerichtet. Es heißt: „Vienna Coffee House“ (Bild Mitte). — Der Punkt auf dem i modernen Hotelkomforts: der Kaffee-Automat in jedem Zimmer (Bild oben)

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