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Der tschechoslowakische Film

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In Österreich dauerte es aus begreiflichen Gründen eine längere Zeit, bis man nach der Befreiung zu der Dreharbeit an dem ersten abendfüllenden Film gekommen ist Vollkommen anders verhielt es sich in der Tschechoslowakei. Gleich nach der erfolgreichen Mairevolution öffneten sich die Tore der großen Filmateliers in Barandow und man begann zuerst mit der Fertigstellung der schon in der Protektoratszeit begonnenen Filme, wie zum Beispiel des Farbfilms „Der Fluß zaubert“. In einer ziemlich kurzen Zeit begann man aber auch mit der Vorbereitung von neuen, aktuellen Filmen, die mit ihren Themen die schreckliche Zeit der nazistischen Okkupation widerzuspiegeln versuchten. So entstanden mehrere aktuelle Filme, die trotz künstlerischer Qualität nicht den erwarteten Erfolg erreichten. Die vergangenen Jahre waren für das tschechische Volk zu schreddich, zu grausam, daß die Menschen sie auch nur im Film noch einmal erleben möchten. Die tschechische Filmdramaturgie erkannte, daß die abgespannten Nerven des Publikums etwas anderes verlangen als politische Trilogien. So wandte man sich auch anderen Themen zu, teils historischen (Ni-kola Suhaj), teils heiteren Inhalts. Der neue verstaatlidite tschechische Film hat in der kurzen Zeit von vierzehn Monaten eine ganz schöne Arbeit geleistet. Sechs noch in der Zeit der Besetzung begonnene Filme wurden beendet und zwölf neue fertiggestellt oder doch schon gedreht. Es wurden wertvolle Filme gedreht, so „Die Geige und ein Traum“, „Nikola Suhaj“, „Janosik“, „Wie in einem Traum“ usw., die sicher die gute Tradition des tschechischen Films erfolgreich fortsetzen werden.

In der Slowakei entwickelt sich die Filmarbeit vollkommen selbständig. Die Slowaken haben ihre eigene Filmgesellschaft, die bereits mehrere Kultur- und Dokumentarfilme erzeugte. Der slowakische Film ist noch sehr jung, fast ohne jede Tradition. Doch die jungen slowakischen Filmpraktiker bemühen sich ernsthaft. Jetzt arbeiten sie an dem ersten abendfüllenden Film ' „Der Tagesanbruch“, der nach dem erfolgreichen slowakischen Schauspiel des bekannten Dramatikers Ivan Stodola „Bacovax zena“ gedreht wird. Das Drehbuch zu diesem Film verfaßte der bekannte slowakische Filmdarsteller Palo Bielik unter Mithilfe des Regisseur Milan Fric, dessen „Janosik“ einst die ganze Welt eroberte. Jetzt wird aus demselben Thema ein Farbfilm in slowakischer Sprache geformt.

Die Presse in der CSR widmet dem Film viel Aufmerksamkeit, auch dem österreichischen, da die Wiener Musikfilme in der CSR immer beliebt waren. Wieweit es möglich sein wird, neue österreichische Filme nach der C-SR zu exportieren, ist noch immer eine schwer zu beantwortende Frage. Die Vorführung dürfte in der ersten Zeit auf gewisse Schwierigkeiten, besonders in Böhmen und Mähren, stoßen.

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