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Burgenländische Gemeinschaft

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Es mag vor allem in der Besonderheit der bäuerlichen Besitzstruktur im Burgenland sowie im Fehlen jeglicher Industrie begründet sein, daß aus diesem Land — relativ und absolut' — mehr als aus den übrigen Bundesländern übers große Wasser zogen. Aus vielen burgenländischen Gemeinden, besonders der südlichen Bezirke, sind mehr Personen in Amerika, als die gegenwärtige Einwohnerzahl ausmacht.

Zum Teil noch vor dem Zusammenschluß der vier westungarischen Komitatsteile zu einein eigenen Land, zum Teil mitten in der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung des jungen Landes fortgezogen, nahmen die Auswanderer in ihren neuen Lebensraum einen sehr engen Heimatbegriff mit, der außer dem Dorf ihrer Jugend, wo die Angehörigen zurückblieben, nur noch die benachbarten Gemeinden, als die Wohnorte der Verwandten, und den nahen Markt- bzw. Wallfahrtsort einschließt. Dieser „kleinen Heimat“ blib der burgenländische Auswanderer in Liebe und Treue verbunden, so wie auch die gesamte heimatliche Dorfgemeinschaft, nicht nur die eigentlichen Angehörigen, sich mit jedem ausgewanderten Ortskind innigst verbunden fühlt. Unzählig sind die mannigfaltigen Äußerungen dieser Heimatverbundenheit, die vor allem in den Notzeiten durch vielfältige Hilfeleistungen Ausdruck gefunden hat.

So war es nicht von ungefähr, daß sich gerade im Burgenland vor fünf Jahren eine Arbeitsgemeinschaft gebildet hat, deren Aufgaben-, bereich nahezu alle Belange umfaßt, die aus der Verbundenheit der'im Ausland lebenden Landeskinder mit der alten Heimat erwachsen: Versendung monatlich erscheinender illustrierter „Briefe aus der alten Heimat“ mit Nachrichten aus den Dorfgemeinschaften, Herstellung von Heimatfilmen und -tonbandaufnahmen, Pflege verwaister Gräber, Staatsbürgerschafts-. Renten-und Erbschaftsangelegenheiten, An- und Verkäufe von Liegenschaften und in letzter Zeit auch Veranstaltung von Gemeinschafts-Flug- und -Schiffsreisen zum Besuch der alten Heimat.

Alle diese Betreuungsaktionen haben bei den im Ausland lebenden burgenländischen Landsleuten ein freudiges und dankbares Echo gefunden, wie unzählige Zuschriften bezeugen, am augenfälligsten jedoch beweist dies das schnelle Steigen der Betreutenzahl, so daß der kleine Kreis der Arbeitsgemeinschaft mit Dr. Toni Lantos als dem Leiter (und Initiator dieser Institution) ihrer Aufgabe kaum mehr gewachsen erscheint, zumal sämtliche Mitarbeiter dieser schönen Sache nebenberuflich dienen.

Da die Tätigkeit dieser Betreuungseinrichtung letzten Endes den Interessen des ganzen Burgenlandes dient, mag deren Förderung von seifen der öffentlichen Stellen — in wirkungsvollerem Ausmaß als bisher — füglich erscheinen.

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