6782553-1969_49_14.jpg
Digital In Arbeit

Hellas helles Erbe

Werbung
Werbung
Werbung

KULTURGESCHICHTE DES HELLENISMUS. Von Carl Schneider. C. H. Beck, München und Berlin.

1. Band: XXXI, 977 Seiten. DM 74.—.

2. Band: VIII, 180 Seiten. DM 98.—. GRIECHISCHE MYTHOLOGIE. Von Herbert J. Rose. Verlag wie oben. 442 Seiten. DM 19.80.

Unser neu erwachtes Interesse an dem Hellenismus deckt eine Verwandtschaft unserer heutigen Kultur mit dem das klassische Erbe differenzierenden, farbigen und weltweit werdenden und wirkenden Hellenismus dar. Wir verdanken diesem Gleichklang, dieser Renaissance unter anderem dieses staunenswerte, wohl auf Jahrzehnte hinaus gütige Werk C. Schneiders, der schon durch seine zweibändige „Geistesgeschichte des antiken Christentums“ Aufsehen erregt hat. m

Politisch läßt sich der Hellenismus leichter zeitlich abgrenzen als kul- tureü. Vom Tode Alexanders des Großen (323 v. Chr.) bis zur Schlacht bei Actium (31. v. Chr.) sind es rund 300 Jahre, aber die Kultur des Hellenismus, beginnend etwa mit der kulturellen Rivalität zwischen Athen und Alexandria, hat Vorspiele und Nachspiele. Die vierte Etappe (Schneider unterscheidet Früh-, Hoch-, Krisen- und Späthellenismus) mindestens bedeutet zugleich mit dem politischen Ende eine Brücke „zu allem Kommenden“. In dieser Zeit hat sich die geschlossene städtische Kultur der Polis (um Akropolis und Agora) zur Weltkultur gewandelt, an der wir noch heute teilhaben.

In fünf souverän überschauten Kreisen (Grundlagen, Raum, Alltag, Kulturschöpfungen und Phasen der inneren Entwicklung) spürt der Autor den innersten Auftrieben und der dynamischen Sprengkraft heüe- nistischer, zu Unrecht vielfach als epigonal verlästerter Kultur nach, entrollt ein atemberaubendes Panorama schöpferischen Menschentums und krönt diese seine restlose Aus- failtung und Ausleuchtung einer der bedeutsamsten Epochen abendländischer Kultur auf 2000 Seiten Großoktav, mit einer Bibliographie von ten.

118 und einem Register von 73 Sei- Zum Hellenismus aber schließt er mit dem schlichten Satz: „Man muß ihn lieben, um ihn zu verstehen.“

*

Tief in Hellas’ Urzeiten reichen ihre farbigen Mythen, Sagen und Märchen zurück. Vor 4 Jahrzehnten hat der bekannte klassische Philologe in England, Herbert Jennings Rose, den Versuch unternommen, in einem „Handbook of Greek Mytholagy“ das überquellende Material an den literarischen Quellen und der Sekundärliteratur (auch an Freud und Jung, denen er nicht eben gewogen ist!) neu zu überprüfen. Vor mehr als einem Jahrzehnt erschien es zum erstenmal deutsch (geschmeidig übersetzt von Dr. Anna Elisabeth Berve-Glauning) und wird jetzt, durchgesehen nach der 6. englischen Auflage, als stattliche Sonderausgabe zu staunend billigem Preis neu aufgelegt. Es gibt vielbändige Standardwerke zum Thema, kaum aber eine so brauchbare, handliche, klug geraffte Auswahl. Ein Genuß zu lesen sind die „großen Sagenzyklen“, eine wichtige Klarstellung bringt die „Italische Pseudomythologie“. Auch als Handbuch — ein Standardwerk!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung