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Neue Walküre und Cherkassky

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Dominierende Persönlichkeit der letzten „Walküre“-Aufführung in der Staatsoper war Theo Adam, der den Wotan sang: Ein Sänger, der seinen heldenhaft leuchtenden Bariton mit überragender Kultur der Diktion, ungemein plastischer Phrasierung einsetzt, der, schuldverstrickt und wissend, das drohende Götterschicksal mit Intelligenz zu bannen sucht. Berit Lindholm lieh der Gestalt Brünnhildes frauliche Weiche, mehr Sentiment, als man dieser Todesbotin germanischer Heroen Zutrauen mag. Die volle, geschmeidige Mittellage, die durchaus nicht der Süße entbehrt und von ein bißchen gedämpft funkelnden Spitzentönen gekrönt wird, läßt diese Sorpanistin mehr als Chrysothemis denn als ideale Brünnhilde erscheinen. Grace Hoffmann, diesmal streitbare Fricka ohne stimmliche Durchschlagskraft, Claire Watson, als Sieglinde zu naiv, aber dank ihres fülligen, hell tim- brierten Soprans attraktiv, Hans Beirer, der dem Siegmiund dramatischen Impertus, tenorales Feuer lieh, und Walter Kreppei, ein souveräner Hunding, trugen wesentlich dazu bei, dem Abend hohes Niveau in Gesang und Darstellung zu sichern. Heinz Wallberg leitete die Aufführung straff, elastisch, auf satten, prächtigen Orchesterklang bedacht, konnte aber etliche Unstimmigkeiten im Blech nicht verhindern.

Der international renommierte russisch-amerikanische Pianist

Shura Cherkassky, der heuer auch im Rahmen der Salzburger Festspiele zu hören sein wird, gehört zu jenen Gästen, die sich alljährlich im Musikverein einstellen. Diesmal spielte er ein reines Chopin-Programm, das die 24 Prėludes, die h-MoH-Sonate, zwei Nocturnes (op. 48/1 op. 27/2), zwei Mazurken (op. 7/3, op. 63/3) und die As-Dur- Polonaise umfaßte. Atemraubende Technik, die seinem Spiel beinahe die Aura des Artistischen leiht, allerdings auch eminentes Formgefühl, das sich mit Flair für das Auskosten von Effekten und sensitivem Empfinden für lyrische Momente verbindet, bestimmen seine Wiedergaben. Immer wieder beeindruckt etwa, wie präzise er sich in Agogik und Dynamik an das Konzept des Komponisten hält und es dennoch in seiner Interpretation keinen Moment an Spannung und sehr persönlicher Auffassung mangeln läßt.

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