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Kleinbauern könnten die Welt ernähren

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Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt im Agrarsektor der Länder der Dritten Welt. Mehr als ein Drittel dieser Menschen wiederum fristet sein Dasein in einem Zustand absoluter Armut: Hunger, Unterernährung, verödetes Land und mangelndes sowie verseuchtes Wasser prägen den Alltag von rund 800 Millionen Menschen.

Daran will der von der FAO, der Welternährungsorganisation, am 16. Oktober begangene Welternährungstag erinnern, um Bereitschaft zur Hilfe zu mobilisieren.

Beispiel Burkina Faso in Afrika: Neun von zehn Einwohnern des Landes leben in kleinen Dörfern, bearbeiten wenig fruchtbare Böden mit unzureichendem Wasserangebot. Mangelhaft sind die medizinische Versorgung, die Verkehrsverbindungen, das Schulsystem, die technischen Einrichtungen und das technische Know-how.

Wo gibt es Ansatzpunkte zu einer Verbesserung der Situation? Die FAO sieht sie vor allem in einer Förderung der „kleinen“ Landwirtschaften. Etwa die Hälfte der armen landwirtschaftlichen Bevölkerung in der Dritten Welt produziert rund 80 Prozent des Nahrungsmittelangebots dieser Länder.

Diese Gruppe sei ausreichend motiviert, um bei angemessener Hilfe mehr als nur für den Eigenbedarf zu produzieren, meint die FAO und will in Zukunft da ansetzen. Nicht mehr Industrialisierung der Landwirtschaft in Großbetrieben, sondern Förderung der kleinen Einheiten mit ihren großen Effizienzreserven ist heute die Parole.

Als besonders wichtig sieht die FAO dabei die Bildung von ländlichen Genossenschaften an. Sie sollen den kleinen Einheiten, was Saatgut, Finanzierung oder Absatz anbelangt, ähnliche Möglichkeiten bieten, die jetzt schon den großen offenstehen. In enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen sollen FAO-Berater bei der Entstehung angepaßter technischer und organisatorischer Hilfsmittel mitwirken.

„Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß der Entwicklungshelfer — will er seine Arbeit wirksam tun - unmittelbar von der betroffenen Landbevölkerung lernen muß. Er muß von ihrer Erfahrung und ihrer Weisheit profitieren. Projekte und Programme für die Ärmsten im ländlichen Raum müssen aus deren Warte entwickelt werden“, faßt ein FAO-Bericht zusammen.

Ein wichtiger Aspekt dieses Ansatzes ist die Wiederbelebung der Pflanzung traditioneller, den örtlichen Gegebenheiten angepaßter Früchte wie Cassava, süße Erdäpfel, Hirse.

Mindestens ebenso wichtig wie die Förderung der bestehenden Einheiten ist aber die Durchführung von Landreformen in den meisten Ländern. Zwischen 15 und 40 Prozent der ländlichen Haushalte besitzen kein Land. Besonders hoch liegen die Werte in manchen lateinamerikanischen Ländern. Solche Reformen werden jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn sie von Maßnahmen begleitet werden, die den neuen Besitzern wirksame Hilfestellung bieten.

Werden sich dazu die Mächtigen bereitfinden? Von der Deklaration bei internationalen Konferenzen zu wirksamen Maßnahmen ist bekanntlich ein weiter Weg — nicht nur in der Dritten Welt übrigens.

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