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Primas Germaniae
Er trug noch den Ehrentitel eines „Primas Germaniae“, das Rot des Kardinals, ohne dem Heüigen Kollegium anzugehören. Er war in seiner ganzen Persönlichkeit der streitbare Nachfolger großer Barookfürsten auf dem Erzbischof ssitz an der Salzach und zugleich der Volkspriester, dessen Menschlichkeit weit über den Kreis der Gläubigen hinaus Vertrauen ausstrahlte. Er war der Kämpfer für das Recht und gegen Unterdrückung, von wo immer sie ausgingen. Er war verwurzelt in alten, wertvollen Traditionen, und sein Blick war zugleich nach vome gerichtet, einer Zeit entgegen, die er nur noch aus dem Ruhequartier im bayerischen Wallfahrtsort, aber trotzdem stets teilnehmend, erleben sollte.
Aät-Erzbischof DDr. Andreas Rohraeher ist heimgegangen, 84 Jahre alt, 61 Jahre nach seiner Primiz, knapp sieben Jahre, nachdem er sein Amt in der Stadt des heiligen Rupertus abgegeben und sich nach Altötting zurückgezogen hatte. Aber auch in den letzten Jahren nahm er noch lebhaft am kirchlichen Leben Salzburgs teil.
In diesen sechs Jahrzehnten lag zuerst die Vollendung seiner theologischen und juristischen Studien in Innsbruck und Wien, dann — kurz vor Kriegsibeginn — die Ernennung zum Weihbischof von Gurk-Klagen-furt, vier Jahre später zum Fürsterzbischof von Salzburg. An beiden damals schon neuralgischen Orten scheute sich Rohracher nicht, gegen die Übergriffe der Machthaber aufzutreten, in Kärnten gegen die Verschleppung der Slowenen, in Salzburg für die von den NS-Gesetzen Verfolgten. Aber auch nach 1945 war der Erzbischof der Mann, bei dem die Entrechteten Hilfe fanden, nun die Heimatvertriebenerii, für die unter seinem Protektorat ein Hilfswerk aufgebaut wurde, oder die kleinen Minderbelasteten, die in die Maschine der Entnazifizierung geraten waren. In einer vielzitierten Rede in Innsbruck rief er 1947 zu Gerechtigkeit, Einheit und Liebe im wiederhergestellten Österreich auf.
Aber auch in diesem neuen Österreich war nicht alles so, wie der Saizburger Erzbischof es sich vorstellte. Schon 1950 meldete er sich zu den offenen Schulfragen, zum Eherecht, zum Faimiliewrecht. Er bemühte sich um den Wiederaufbau des bombenzerstörten Doms — und sorgte gleichzeitig dafür, daß bei dieser Gelegenheit auch die Spuren der Vorgänger für die Nachwelt wiederentdeckt und gerettet wurden. Er förderte den Wiederaufbau der Universität Salzburg und die Einbeziehung der alten Theologischen Fakultät in diese. Unter Rohracher wurde die erste Diözesansynode in Österreich durchgeführt. Erst zwei Jahre nach seinem 75. Geburtstag nahm der Papst das ordnungsgemäß eingereichte Rücktrittsgesuch an.
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