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ERZBISCHOF ROHRACKER / 85. NACHFOLGER ST.RUPERTS

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Wenn in diesen Tagen, nachdem der Wiener ErzbiscUof Dr. König das Kardinals-birett erhalten hat, der Vorsitz der österreichischen Bischofskonferenz wieder an den Wiener Oberhirten fällt, dann ist es angezeigt, des Mannes zu gedenken, der nach dem Tode Kardinal lnnitzers bis jetzt Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz war: Dr. theol. Dr. phil. Andreas Rohrache r, Erzbischof von Salzburg. — Mit Kardinal lnnitzer und manchen bedeutenden Oesterreichern und Kirchenfürsten unseres Landes hat Erzbischof Rohracher eines gemeinsam: viel verkannt worden zu sein für ein Leben, das in Arbeit, Opfer und Gebet der Kirche und seinem Volk gewidmet war, bis zum letzten Atemzug gewidmet ist. In schwerer Zeit zu großer Verantwortung berufen, oft durch schwere Krankheit und Leiden bedrückt, darf dieser Kirchenfürstt der vor kurzem sein fünfundzwanzigjähriges Bischofsjubiläum im Schatten des Todes Papst Pius' XII. zurückstellte, auf ein Lebenswerk zurückblicken, das mit der Geschichte und dem Schicksal Oesterreichs, zumal im letzten Vierteljahrhundert, eng verbunden ist.

Der junge, in Lienz am 31. Mai 1892 geborene Osttiroler besuchte das Gymnasium in Brixen, studierte dann Theologie in Klagenfurt und Innsbruck, hierauf die Rechte in Wien und schloß seine kirchenrechtlichen Studien in Rom ab. Sein Aufstieg in der Hierarchie fällt mit Schicksalsjahren Oesterreichs zusammen: 1933 wird Dr. Rohracher zum Titularbischof von Isba erhoben und dann Weihbischof von Gurk-Klagenfurt, 1939, nach dem Rücktritt des Fürsterzbischofs Hefter, wird er mit der Führung der Geschäfte des Fürstbistums Gurk-Klagenfurt betraut. Im Jahre 1943, Jahr der Wende, in dem die Sterne des Dritten Reiches auf den

Schlachtfeldern des zweiten Weltkrieges zu erblassen beginnen, wird Dr. Rohracher Fürsterzbischof von Salzburg: als 85. Nachfolger des heiligen Rupert und als 74. Erzbischof von Salzburg, dem „deutschen Rom“, besteigt Dr. Rohracher einen der altehrwürdigsten Bischofssiühle der abendländischen Christenheit, dem der Ehrenvorrang einst in deutschen Lande zukam. Als „Primas Ger-maniae“ hat Dr. Rohracher in Salzburg sich mitverantwortlich gefühlt für den Katholizismus in allen deutschsprachigen Landen. Von dieser seiner seelsorgerlichen Perspektive her ist sein unermüdlicher Einsatz für sein Lieblingswerk zu verstehen: für die katholische Universität Salzburg.

Die katholische Universität Salzburg! Die Salzburger Hochschulwochen nich dem ersten Wehkrieg, geschaffen durch den unvergeßlichen Pater Mager OSB., waren die wichtigsten Veranstaltungen zur Orientierung in der Zeit für die gebildeten Katholiken deutscher Zunge. Als Pater Mager kurz nach Kriegsende starb, fand Erzbischof Dr. Rohracher in P. Thomas Michels einen Helfer im Aufbau und in der Erweiterung der Salzburger Universität: diese soll immer mehr ein europäisches Zentrum eines zeitoffenen Katholizismus werden, der mit den Waffen der Wissenschaft und der Spiritualität in das große Ringen der Zeit eingreift. Wir glauben, daß dem Salzburger Oberhirten kein Wunsch für das neue Jahr und für die Arbeit der folgenden Jahre mehr willkommen sein mag als eben dieser: möge, unter seiner Führung, die Salzburger Universität das werden, was in schönen Ansätzen die Hochschulwochen der letzten Jahre versprechen.

Neben der Universität, der Welt der Bildung, standen für Dr. Rohracher immer zwei große Anliegen: die nationale und soziale Befriedung des vom Krieg und Bürgerkrieg zerrissenen Volkes — er schuf dafür nach 1945 das Soziale Friedenswerk — und, als erstes, letztes und wichtigstes: die Neuordnung der Seelsorge in seiner Diözese. Wer Gelegenheit hatte, den Kirchenfürsten aus der Nähe zu beobachten, konnte unschwer diese Erfahrung machen: wie da hinter dem Kirchenführer der Beter steht; ein Mann des schlichten Volkes, das im letzten nur auf eines vertraut: auf den „Herrgott“. Dieser Glaube hat diesem Manne geholfen, durch die schweren Jahre und Tage seines Amtes und belastet an Leib und Seele mit Sorge und Krankheit, hindurchzugehen. Immer wieder hat er sich von seinem Krankenlager erhoben. So geht ihm an dieser Jahreswende der Wunsch des österreichischen Volkes zu: ad multos annos.

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