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Das neue Konsistorialardiiv

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liehen Bereich. In den wenigen Jahren seines Bestehens haben die Institute des Forschungszentrums nicht nur intensiv gearbeitet, sondern das Forschungszentrum selbst wurd3 vor allem durch die jährlichen Forschungsgespräche auf internationaler Basis der wissenschaftlichen Öffentlichkeit in aller Welt bekannt.

Die Salzburger Hochschulwochen sind nach einem großartigen Beginn im Jahre 1931 unter Beteiligung vieler maßgebender Persönlichkeiten und Verbände Österreichs, Deutschlands, der Schweiz mit Dozenten aus ganz Europa und Ubersee und einer seit 1951 anschwellenden Hörerschaft, die 1963 auf 1200 Hörer anstieg, zu einem Faktor des geistigen Lebens geworden, der aus dem katholischen Raum nicht mehr fortzudenken ist, dabei aber allen ohne Unterschied der Konfession offensteht. Als eine Universitas in nuce gedacht und begründet, haben sie seit 1951 bei Wahrung und Hebung ihres wissenschaftlichen Niveaus eine Eigenständigkeit erreicht, die ihnen, wenn auch nur für wenige Wochen im August, den Charakter eines Studium generale verleiht. In der Geschlossenheit ihres Leitthemas, ihrem mutigen Anpacken aktueller Probleme, die von anerkannten Wissenschaftlern behandelt werden, in ihrer Verbindung mit dem liturgischen und musischen Leben Salzburgs, verlebendigen sie die verpflichtende Überlieferung dieser sakralen und symbolischen Stadt in einer

unserer Zeit angemessenen Weise. Der gegenwärtige Erzbischof als erster Präsident der Hochschulwochen erfüllt in der lebhaften Anteilnahme an ihnen, in der den bischöflichen Besuchern und den Dozenten gewährten Gastfreundschaft ein Nobile officium seines hohen Amtes und seiner historischen Dignität, das nicht ohne Eindruck auf die Teilnehmer bleitot, wie viele Aussagen bestätigen. Ohne den Katholischen Universitätsverein, dessen geborener Präsident er ist und dessen verschiedene Ausschüsse er leitet, könnten weder das Forschungszentrum noch die Hochschulwochen die Aufgaben durchführen, die ihnen gestellt sind. Immer war es Aufgabe der Bischöfe, nicht nur Hirten und Liturgen ihrer Gläubigen zu sein, sondern auch dem Studium die ihm gebührende Förderung durch die menschliche und christliche Bildung zu schenken. Von den Salzburger Fürsterzbischöfen erwähnen wir hier nur den Stifter der alten Benediktineruniversität: Paris Lodron. Auch In unserer Zeit der Verstaatlichung bis in die private Wirtschaft hinein bleibt ihnen diese Verpflichtung, damit nicht aus der wahren und vollen Freiheit, zu der das Christentum den Menschen erhoben hat und erhebt, ein Subjekt kollektiver Einengung und Willkür werde. Daß dar Erzbischof von Salzburg sich zu dieser priesterlichen Verpflichtung auf geistigem Gebiet bekennt, und ihr in vorbildlicher Weise nachkommt, danken wir ihm an seinem Ehrentag.

Prof. Dr. Isidor Kadras, Wien, geleistet Im Jahre 1964 wurde mit einem noch nicht vollendeten Umbau begonnen. Die erste von drei geplanten Etappen ist abgeschlossen. Die Rückführung inzwischen provisorisch geborgener Archivbestände ist im Gange; gleichzeitig wurde mit der Trennung noch vorhandener Siegetokunden und der Buch-archivalien von den Aktenbeständen begonnen. Unter den Bucharchivalien ragt die 1505 einsetzende und bis 1850 geführte Reihe der Konsistorialprotokolle heraus; sie hat leider bei den Bergungen ebenfalls Verluste erlitten.

Die wissenschaftlich fundierte Neuordnung und die technische Modernisierung des Kon-sistorialarchivis beweisen, daß die Erzdiözese sich angesichts der Wiedererrichtung der Salzburger Universität auch der Verpflichtungen der geschichtlichen Forschung bewußt ist.

Im Gefiüge der Archive der altsalzburgi-echen Zentralbehörden nimmt das Konsistorialardiiv eine besondere Stellung ein. Ein Archivrepertorium aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts teüt die erzstiftlichen Archivbestände in drei große Gruppen: Res Ecclesiasticae, Res Status, Res Camerae.

Das Konsistarialarchiv entwickelte sich als Archiv des Offlzialates und Generalviikariats; mit dem Aufstieg des Konsistoriums zu einem Metropolitankonsistorium am Ende des

18. Jahrhunderts entstand ein umfangreicher Archivkörper, der im wesentlichen die Res Ecclesiasticae umfaßte, und der ab 1791 großzügig geordnet wurde. Uber die militärischen und staatsrechtlichen Wirren zu Beginn des

19. Jahrhunderts, die allen Salzburger Archiven so hart zugesetzt hatten, daß J. K. Mayr von zurückgelassenem „Trümmerwerk“ spricht, konnte auch das Konsistorialarchiv nur teilweise hinübergerettet werden. Immerhin haben die Aktenabtretungen an das neu gegründete Erzbistum München-Freising und an das Bistum Passau wenigstens die abgelieferten Archivbastände als solche erhalten.

Die in Salzburg verbliebenen Res Ecclesiasticae umfassen aber immer noch interessante Bestände: Akten des Erzbistums und der Metropole, persönliche Akten und Briefe der Erzbischöfe, Teile des domkapitlischen Archivs — der ältere Hauptbestand wurde schon anläßlich der Säkularisierung des Domkapitels 1807 nach Wien beziehungsweise an das spätere Sälzburgar Landesarchiv abgetreten —, Akten der Suffragantodstümer Gurk, Seckau, Lavant, Chiemsee (der bekannten salzburgischen Eigenbistümer), Metro-politansachen und Appellationsakten der Suffragane Freising, Ragensburg, Passau, Brixen, Trient; Frovinzlälsynoden, Klosterakten, Akten des Generalvikariatis, Pfarr-

und Dekanatsakten, Restbestände der sogenannten „ausländischen Diözeß“ (vor allem in Bayern), Akten über den Verkehr mit Rom, Österreich, Bayern und andere „Landschaften“ des Heiligen Römischen Reiches. Die Urkundensammlung umfaßt vor allem die seinerzeit von Adam Doppler bearbeiteten und in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde edierten Pergamenturkunden, als älteste die vom 1. Oktober 1200 datierte Bulle, mit der Papst Innozenz III. die Bischöfe von Passau und Freiising und die Abte von Raitenhaslach und Viktring mit den Voruntersuchungen zur Kanonisation des Bischofs Virgil beauftragt. Zur Stellung der Erzbischöfe als Reichsfürsten und zu ihrer politischen und kirchenpolitischen Tätigkeit enthält das Konsistorialarchiv nur geringfügige Bestände, weil dieser Kompetenzbereich in die Res Status beziehungsweise Res Camerae fiel und überwiegend von weltlichen Behörden bearbeitet wurde, deren Archive nach der Säkularisation nach Wien transportiert wurden, wö sie heute, beginnend mit den Salzburger Kammerbüchern, einen besonders wartvollen Bestand des österreichischen Staatsarchives bilden. Bei der Neuordnung des Archivs nach dem Krieg hat wesentliche und verdienstvolle Vorarbeiten

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