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Salzburg: Stätte des Maßes

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Das Land Salziburg und die Erzdiözese Salzburg sind durch ihren historischen Werdegang eng miteinander verbunden. Dis zur Aufhebung der weltlichen Herrschaft geistlicher Landesfürsten war der Erzbischof von Salzburg Metropolit einer großen Kirchen- provinz und gleichzeitig weltlicher Landesherr und souveräner Fürst. Salzburg verdankt seinen bischöflichen Landesherren nicht nur die dauernde Verkündigung des christlichen Glaubens, sondern auch den Ausbau seines Landes in Rodung und Besiedlung, in der Förderung von Wirtschaft und Kultur; nicht zuletzt die in aller Welt bewunderte Gestalt seiner Hauptstadt, die uns in ihrer einzigartigen Gesamtanlage als ein kostbares kulturelles Erbe zur Pflege und Förderung überantwortet ist. . (Zu seiner Bewahrung haben übrigens Land und Stadt Salzburg ein Alt- stadt-Erhaltungsgesetz beschlossen.)

Die Kirche von Salzburg hat aber auch nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung und den ihr folgenden lähmenden Krisen am geistigen und kulturellen Wiederaufstieg des seit 1816 österreichisch gewordenen Landes Salzburg tätig Anteil genommen, .sowohl an seiner Integrierung in den österreichischen Gesamtstaat wie an der’Bildung eines neuen, eigenständigen Salzburger Landesbewußtseins. Unvergessen ist der Anteil der Salzburger Erzbischöfe an der Kulturenfwicblung des 19. Jahrhunderts (Gründung des Dom- musikvereins und des Mozarteums, Hochhaltung des Universitätsgedankens) und im

10,5 Jahrhundert an der Förderung der Salzburger Festspiels, durch die Salzburger Hoch- schulwochen und durch die Gründung des Internationalen Forschungszentrums auf der Edmumdsburg.

Schließlich muß aber auch der ureigensten Aufgabe der Salzburger Kirche gedacht werden: indem sie den Menschen unseres Landes die ewigen Wahrheiten, ihre sittlichen Verpflichtungen, ihre Verantwortung vor Gott und den Menschen vor Augen stellt, indem sie sie lehrt, in ihrem Leben den letzten, tiefen Sinn zu sehen. Dies ist ein unersetzlicher Beitrag auch für den Aufbau einer gesunden gesellschaftlichen Ordnung, für den Aufbau von Volk und Land.

Es ist unser Wunsch und unsere Hoffnung, daß die Integrität der mit dem Land Salzburg so tief verbundenen Erzdiözese innerhalb der bis in ihre Gründungszeit zu rück- reich enden Grenzen auch in der Zukunft gewahrt bleibe.

Das Bundesland Salziburg war Immer ein Verfechter jenes echten Föderalismus, der sowohl die Aufgaben des Ganzen wie die der Teile an der richtigen Stelle sieht. Es betrachtet auch die spezifischen Landesaufgaben mit dem Blick auf die großen, durch die europäischen Entwicklungen unserem Bundesstaat Österreich gestellten, unabweisbaren Probleme. Ich erwähne nur die Einordnung in den größeren, europäischen Markt, das Europareif-Machen unserer Industrie, unseres Handels, unserer Landwirtschaft; die vitale Bedeutung des Fremdenverkehrs, den wir nicht nur in seiner wirtschaftlichen, sondern auch in seiner menschlichen Bedeutung als Gästeland sehen; weiter die drängenden Fragen des Wohnhaus, unserer Krankenanstalten und nicht zuletzt die Bewältigung der Expansion unseres Schul- und Bildungswesens mit seiner Krönung in der kräftig auflblühenden Alma Mater Paridiiana. Wenn ich als dauernde Aufgabe noch die Salzburger Festspiele und ihre Weiterentwicklung erwähne, so sind damit einige Umrisse der wichtigsten kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufgaben angedeutet,, die eine Gesellschaftsordnung yorausselzen, in der alle gesellschaftlichen Gruppen als gleichberechtigte Partner für das Gemeinwohl tätig sind, in der die Arbeitsplätze gesichert sind und in der für die Bildungsgesellschaft von morgen alle geistigen und kulturellen Kräfte mobilisiert sind — eine Konzeption, die sowohl der großen historischen Tradition wie den aktuellen Gegenwartsaufgaben und den Zukunftschancen unseres Landes gerecht wird und diie Salzburg über engen selbstgenügsamen Partikularismus hinaus auf den großen Raum ganz Österreich, ja Europa hin orientiert

Die Erzdiözese Salzburg feiert heuer die dritte Diözesansynode in der Amtszeit ihres geistlichen Oberhirten, des Erzbischofs Doktor Andreas Rohracher. 1968 sind es 25 Jahre, seit dieser Erzbischof sein hohes Amt in Salzburg zum Wohl des ganzen Volkes und des Landes ausübt. Er hat der Diözesansynode, die Salzburg, vom Konzilgeschehen überaus eindringlich berührt, als erste österreichische Diözese nach dem Konzil in Angriff genommen hat die Erneuerung der Salzburger Kirche durch lebendige christliche Gemeinden zum Ziel gesetzt, die Mobilisierung also aller Kräfte der Erneuerung Im Glauben und in jenen moralischen Grundhaltungen der Menschen, die ihre Wirksamkeit im kirchlichen und auch im gesellschaftlichen Leben befruchten.

Die Diözesansynode wird, wie wir hoffen, nicht nur der Wachhaltung einer heilsamen Unruhe dienen, sondern auch einer Klärung oft verwirrender Beunruhigung, die sich heute im kirchlichen Leben und darüber hinaus bemerkbar machit. Salzburg wird sich aber, eine Stätte des Maßes, in der klaren und sorgfältigen Unterscheidung der Spreu vom Weizen bewähren. Indem ich die Bedeutung der Erzdiözese Salzburg für das kirchliche Leben Österreichs und für das Land Salzburg nochmals hervorhebe, wünsche ich der Salzburger Diözesansynode einen guten Verlauf und einen gesegneten, dauerhaften Ertrag.

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