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Salzburger Hochschulwochen

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Es wird nicht mehr viele unter den Lebenden geben, die den herrlichen Anfang der Salzburger Hochschulwochen im Jahre 1931 miterlebt haben. Sie waren die reife Frucht des „katholischen Frühlings“ der zwanziger Jahre. Die katholischen Akademiker, die vor 1914 um die Geltung der „katholischen Weltanschauung“ im öffentlichen Leben, wie man das damals nannte, in einer liberalen Umwelt kämpfen mußten, sahen in dem durch die Verträge von Versailles und Saint-Germain weltpolitisch entmachteten Deutschland und Österreich ihre Aufgabe darin, ihren besonderen Beitrag zum kulturellen und geistigen Leben der Gesellschaft zu leisten. Der dynamische Motor dieser Bewegung war nicht so sehr die Görres-Gesellschaft in Deutschland oder die Leo-Gesellschaft in Österreich, sondern der Katholische Akademikerverband Deutschlands, der unter der Führung des genialen Prälaten Franz Xaver Münch die großen Tagungen von Bonn, Heidelberg, Ulm, Innsbruck und Konstanz veranstaltete. Prälat Müpch begegnete ln seihen Bemühungen der Initiative eines ebenso phantasiebegabten Mannes, wie er selbst einer war, des Erzabtes Dr. Petrus Klotz von St. Peter in Salzburg, der seit 1923 mit der neubegründeten Benediktinerkonföderation und der Unterstützung von Bundeskanzler Prälat Dr. Ignaz Seipel sich zum Vorkämpfer einer Katholischen Universität für das gesamte deutsche Volkstum in Salzburg gemacht hatte. Die Katholische Universität ist trotz seiner, der Erz- bischöfe Ignatius Rieder, Sigismund Waitz, Andreas Rohracher und ihrer Helfer, von denen nur -der 1946 heimgegangene Professor P. Alois Mager genannt sei, nicht gekommen. Aber die Salzburger Hochschulwochen sind geblieben und haben nach der gewaltsamen Unterbrechung in der Nazizeit seit 1945 in unermüdlicher Arbeit der sie tragenden Korporationen von Jahr zu Jahr eine Wirkung und Ausstrahlung erreicht, die sich am Anfang erhoffen, aber nicht voraussehen ließ.

Ihr äußeres Bild hat sich verändert. In den dreißiger Jahren waren sie als eine Universitas in nuce gedacht, uhd dementsprechend war auch ihre Organisation die einer Sommeruniversität von drei Wochen. Nach dem zweiten Weltkrieg sah sich das Direktorium der Hochschulwochen Jahr für Jahr immer mehr mit den Problemen der Gegenwart konfrontiert. Ihr Eingehen darauf, auf der Basis einer gesunden Philosophie und des unver- tauschbaren Glaubens der Offenbarung, hat sie zu einer unverkennbaren und anerkannten Bedeutung im katholischen Raum und darüber hinaus erhoben. So dürfeh wir hoffen, daß sie, wenn auch in sich wandelnder Form, die ursprüngliche Zielsetzung bewahren und in streng wissenschaftlicher Weise die Antworten vermitteln werden, die eine aus dem Glauben heraus fragende Gemeinschaft von Christen auf ihre brennenden Fragen erwarten darf. Die Thematik von 1967 „Der Weg des Menschen: woher, wohin?“, die von 1968 „Wissenschaft und Freiheit“ und die für 1969 angekündigte „Auf dem Wege zu eiher neuen Gesellschaft“ zeigen den ungebrochenen Willen der Veranstalter, unter dem jetzigen Erzbischof DDDr. Andreas Rohracher, dem Präsidenten der Salzburger Hochschulwochen, auch in Zukunft die Planung im gleichen Geiste zu verwirklichen.

Nicht unerwähnt soll bleiben, daß unter den jahrzehntelangen Bemühungen um eine Katholische Universität schon in den dreißiger1 Jahren und noch Intensiver in den fünfziger Jahren heben der Lehrtätigkeit’ die Forschungsarbeit an der künftigen Universität geplant wurde. So kam es, noch vor der Errichtung der staatlichen Universität Salzburg im Jahre 1962, zur Gründung des von der Universität unabhängigen, wenn auch freundschaftlich mit ihr verbundenen Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften, das unter der obersten Verantwortung des Erzbischofs von Salzburg als des Delegaten der österreichischen Bischofs- kchferenz mit staatlicher Anerkennung auf einen nicht unbedeutenden Beginn in den vergangenen sieben Jahren zurückblicken kann.

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